Jan-Christof Egerer, Geschäftsführer der über 50 Filialen großen Handwerksbäckerei Müller-Egerer, war am Montag, 20. April, zu Gast in der Ev.-luth. Kirchengemeinde Zwischenahn. Nachhaltiges Wirtschaften stand auf dem Programm. Die Mitarbeitenden der Kirchengemeinde wollten wissen, warum ein mittelständisches Unternehmen Nachhaltigkeit auf jede Brötchentüte schreibt.

„Nachhaltig, das heißt: In Generationen denken“, eröffnet Jan-Christof Egerer das Gespräch. „Nachhaltige Maßnahmen rechnen sich in doppelter Weise. Sie helfen, sorgfältig mit Ressourcen umzugehen und damit Geld zu sparen, sie helfen aber auch, Glaubwürdigkeit zu gewinnen.“

Den Begriff der Glaubwürdigkeit griff auch Stephan Bohlen, geschäftsführender Pfarrer in der Kirchengemeinde, auf: „Bei manchem Altarschmuck möchte ich nicht wissen, woher die Blumen kommen, wie lang der Transportweg war, unter welchen Arbeits- und Pestizidbedingungen sie gezogen wurden. Können wir zu Gott beten und ihm gleichzeitig diese Blumen auf den Altar stellen?“

In der Handwerksbäckerei Müller-Egerer hatte die Umstellung zum nachhaltigen Wirtschaften in kleinen Schritten begonnen. Die Optimierung der Laufwege in der Bäckerei sei so ein Beispiel. Es sei gelungen, diese zu halbieren, was bedeute, dass die Mitarbeitenden erheblich entlastet worden seien. Bei Energie und Rohstoffverwertung merke man sehr schnell, dass eine kleine Einsparung an jedem einzelnen Tag am Ende des Jahres eine bemerkenswerte Zahl ergebe.

„Wer Eingefahrenes umstellen will, muss die Leute mitnehmen.“ betonte Geschäftsführer Egerer. Den Umgang mit Ressourcen überdenken, Gewohntes hinterfragen, das sei ein Prozess, an dem alle Beteiligten mitwirken sollten. „Transparenz ist hier ein Zauberwort, Kostenverantwortung und Messbarkeit ebenso. Wer merkt, dass sie oder er an den Erfolgen der Veränderungen mitwirkt, macht gerne mit.“

Nicht nur in der Kirche, sondern auch in einem Wirtschaftsbetrieb wie einer Bäckerei gehe es um Qualität und um Glaubwürdigkeit. So habe man entschieden, Milch nicht mehr bei einer fernen Molkerei, sondern bei einem hiesigen Bauern zu kaufen. Eier würden ebenfalls regional und bei Betrieben mit Bodenhaltung eingekauft. „Unserer Wertschöpfungskette bleibt nahezu zu 100 Prozent in der Region“ kann Jan-Christof Egerer inzwischen stolz berichten.

Die Kirchengemeinde Zwischenahn hat sich einige Kennzahlen zu ihrem Einkaufsverhalten von der Kirchenverwaltung geben lassen. In der Diskussion unter den Mitarbeitenden wurden schnell einige „Baustellen“ deutlich, die ein „Gewohntes hinterfragen“ dringend nötig haben. Es komme nun darauf an, so ein Teilnehmenden, schon bald „Qualitäts- und Glaubwürdigkeitsstandards festzulegen, Abläufe so zu optimieren, dass Mitarbeitende Zeit gewinnen für ihre eigentliche Tätigkeit und die Möglichkeit zu geben, im jeweiligen Arbeitsbereich eine unmittelbare Kostenkontrolle zu haben.“

Am 19. Mai dieses Jahres findet die nächste Begleitveranstaltung zum Umstellungsprozess der Kirchengemeinde Zwischenahn auf nachhaltiges und wirtschaftliches Wirtschaften statt. „Die Weltreise einer Fleecejacke“ thematisiert die weltweite Bekleidungsproduktion und wendet sich an Jugendliche ab zwölf Jahre. Autor Wolfgang Korn, Hannover, kommt nach Bad Zwischenahn und liest um 16.00 Uhr und um 18.00 Uhr in der Bibliothek am Meer aus seinem Buch. Jugendliche sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

Ein Beitrag von Peter Tobiassen vom Evangelischen Bildungswerk Ammerland

Source: Kirche-Oldenburg