Oldenburg (epd). Tierschützer haben in diesem Jahr so viele junge Schleiereulen gezählt wie seit Jahrzehnten nicht. Allein im Oldenburger Land seien 1.150 Jungtiere gesichtet worden, sagte der Oldenburger Eulen-Experte Hansjürgen Festerling vom Naturschutzbund Nabu am Mittwoch. In früheren Spitzenjahren sei gerade einmal die 500er-Marke durchbrochen worden. Die Zahlen aus der Region zwischen der Nordsee und den Dammer Bergen seien auf ganz Niedersachsen übertragbar.
Festerling führte das erfolgreiche Brutjahr auf das «unglaublich starke, zweite Mäusejahr in Folge» zurück. In den vergangenen zwei milden Wintern und den trockenen und heißen Sommern hätten mehr Feldmäuse als üblich überlebt und sich vermehrt. Schleiereulen ernährten sich zum überwiegenden Teil von Feldmäusen.
Außerdem verzeichnete der Eulen-Experte in diesem Jahr besonders große Bruten. Durchgängig habe er in den 280 vom Nabu kontrollierten Spezialbrutkästen fünf bis zehn Jungtiere beobachtet. Oft hätten die Elterntiere schon wieder Eier ausgebrütet, während sie noch die vorherige Brut füttern mussten. Selbst eine dritte Brut sei keine Ausnahme gewesen.
Dennoch gebe es keine Entwarnung für die bedrohte Vogelart mit dem markanten weißen herzförmigen Gesicht, unterstrich Festerling. Aufgrund der ausgeräumten Landschaften und «Maiswüsten» hätten sie große Probleme, Mäuse zu finden. Im starken Schneewinter 1978/79 seien die Schleiereulen sogar fast ausgestorben. Die unter meterhohen Schneemassen verborgenen Mäuse seien damals für die Eulen unerreichbar gewesen. In der Not hätten Tierschützer Plastikwannen in offenen Scheunen aufgehängt und diese mit Getreide, Stroh und Labormäusen gefüllt, die sich die Eulen herausgreifen konnten.
Source: Kirche-Oldenburg