Der Weltgebetstag (WGT) wird immer am ersten Freitag im März, in diesem Jahr am 4. März, in den Kirchen und Gemeindehäusern der oldenburgischen Kirche gefeiert. Dazu eingeladen sind Frauen und Männer.

Dieser besondere Tag blickt auf eine lange Tradition in den sechs Kirchenkreisen der oldenburgischen Kirche (Delmenhorst / Oldenburg-Land, Oldenburg Stadt, Wesermarsch, Friesland – Wilhelmshaven, Ammerland und Oldenburger Münsterland) zurück, in denen in etwa 60 Gemeinden wieder über 500 Frauen den WGT-Gottesdienst vorbereiten.

„Die Weltgebetstagsbewegung ist die größte Laienbewegung weltweit", sagt Diakonin Andrea Gärtig. Sie ist die Ansprechpartnerin für den Weltgebetstag und verantwortlich für die Vorbereitungsveranstaltungen. Die Referentin für gemeindebezogene Frauenarbeit der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg führt in diesen Wochen mit einem ökumenischen Team an mehreren Terminen in verschiedenen Gemeinden Workshops durch.

An einem der angebotenen Treffen im Gemeindehaus der Versöhnungskirche Oldenburg im Januar erhielten die Teilnehmerinnen Anregungen, Tipps und Methoden für die Gestaltung ihrer Gottesdienste vor Ort und teilten sich zur intensiven Vorbereitung vier Themengruppen zu.

Workshops zur Vorbereitung
Mit dem zentralen Lesungstext der Gottesdienstordnung aus dem Markus-Evangelium (Mk 10,13-16), beschäftigte sich die Gruppe „Bibelarbeit". Andrea Gärtig und Anja Niebor vertieften in der Gruppe den Text durch das Einnehmen von verschiedenen Rollen. „Das Reich Gottes ist nahe" sei die Grundbotschaft von Markus wenn er heute interviewt würde, sagte die Diakonin. Aus dieser Sicht erzähle er seine Geschichte. Die beiden Gruppenleiterinnen beleuchteten die Stellung der Kinder in der damaligen Zeit. Diese galten als abhängige, unterdrückte, rechtlose Menschen. „Doch Jesus gesteht ihnen und allen, die in dieser Rolle sind, einen eigenen Willen zu. Und das ist eine wichtige Botschaft der Geschichte."

Der Themenschwerpunkt „Land und Leute" vermittelte die Geschichte Kubas. Ursel Classe und Regina Cypionke zeigten Bilder mit den herrlichen Stränden und der üppigen, reichen Natur und berichteten von der Wirtschaft und den Menschen Kubas wie über ihre große Armut und Probleme.

Viele Tipps und Anregungen rund um Dekorationen sowie Elemente für die inhaltliche Ausgestaltung der Gottesdienste gab es in der Gruppe „Kreative Gottesdienste gestalten". Barbara Münch-Teske, Dorle Rabbe und Gudrun Eilers zeigten an Beispielen, welches Material verwendet werden kann, regten an, die Flagge und die Nationalfarben Kubas einzubringen und vieles mehr. Weiterhin lasen sie gemeinsam in der Gruppe die Gottesdienstordnung, um auch hier Anregungen bei der Umsetzung zu geben.

Die Situation der kubanischen Frauen und Kinder stand in der Gruppe „Frauen und Religionen" im Mittelpunkt. Anke Löwensen und Rita Beutin sprachen über die Situation der Frauen und den Umgang mit Kindern, über die Wirtschaft und die Veränderungen der letzten Jahre. Die Zahl der unterschiedlichen Religionen, unter ihnen fünf Prozent Protestanten, 60 Prozent Katholiken und viele Mischformen würde Rassismus stark begünstigen.

Neben der ökumenischen Gemeinschaft gefällt den Frauen am WGT, dass sie immer wieder neue Länder aus aller Welt und die Lebensbedingungen der Menschen des jeweiligen vorbereitenden Landes kennenlernen, insbesondere die Situation der Frauen. Zum Beispiel findet Rita Beutin den ökumenischen Zusammenhang und die Auseinandersetzung mit immer wieder neuen Ländern interessant. Anja Niebur bezeichnete es spannend, von Frauen der einzelnen Länder zu hören, doch am spannendsten sei für sie, die Gottesdienstordnung mit den Frauen umzusetzen.

Der ökumenische Weltgebetstag
Der Weltgebetstag mit dem deutschen Titel: "Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf" kommt von christlichen Frauen aus Kuba. Sein. In das Zentrum ihres Gottesdienstes haben die kubanischen Frauen das Zusammenleben der unterschiedlichen Generationen gestellt.

Der WGT ist ein Stück gelebter weltweiter Ökumene, denn in jedem Jahr stammt der Entwurf des Gottesdienstes aus einem anderen Land der Erde. Das Schwerpunktland Kuba ist die größte und bevölkerungsreichste Karibikinsel. Die Texte, Lieder und Gebete dafür haben über 20 kubanische Frauen unterschiedlicher christlicher Konfessionen entwickelt. Sie erzählen von ihren Sorgen und Hoffnungen angesichts der politischen und gesellschaftlichen Umbrüche in ihrem Land.

Ein gutes Zusammenleben aller Generationen begreifen die kubanischen Weltgebetstagsfrauen als Herausforderung – hochaktuell in Kuba, dem viele junge Menschen auf der Suche nach neuen beruflichen und persönlichen Perspektiven den Rücken kehren.

Von der „schönsten Insel, die Menschenaugen jemals erblickten“ schwärmte Christopher Kolumbus, als er 1492 im heutigen Kuba an Land ging. Mit subtropischem Klima, weiten Stränden und ihren Tabak- und Zuckerrohrplantagen ist die Insel ein Natur- und Urlaubsparadies. Seine 500-jährige Zuwanderungsgeschichte hat eine kulturell und religiös vielfältige Bevölkerung geschaffen. Der Großteil der über elf Millionen Kubanerinnen und Kubanern ist römisch-katholischen Glaubens. Eine wichtige Rolle im spirituellen Leben vieler Menschen spielt die afrokubanische Religion Santería. Der sozialistische Inselstaat ist nicht erst seit Beginn der US-kubanischen Annäherung Ende 2014 ein Land im Umbruch – mit seit Jahren wachsender Armut und Ungleichheit.

Im Gottesdienst zum Weltgebetstag 2016 feiern die kubanischen Frauen mit allen Christinnen und Christen weltweit ihren Glauben. Jesus lässt im zentralen Lesungstext ihrer Ordnung (Mk 10,13-16) Kinder zu sich kommen und segnet sie.

WGT weltweit
Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird der Weltgebetstag gefeiert. Dass der Gottesdienst von Frauen eines anderen Landes vorbereitet wurde, entwickelte sich etwas später.

Heutzutage wird in rund 170 Ländern der Weltgebetstag gefeiert. In vielen Ländern gibt es ein eigenes Komitee. Das Deutsche WGT-Komitee wird von Frauenorganisationen und -verbänden christlicher Kirchen getragen. Jedes Komitee ist u.a. für die Verwendung der Kollekte aus den WGT-Gottesdiensten verantwortlich. Die Kollekte ist seit jeher ein wichtiger Bestandteil jeder Gottesdienstfeier zum Weltgebetstag. Sie ist ein sichtbares Zeichen weltweiter Verbundenheit und Solidarität. Über die Verwendung der Kollekten entscheidet jedes nationale Weltgebetstagskomitee eigenständig.

Dem Deutschen WGT-Komitee gehören zwölf verschiedene Frauenorganisationen und -verbände an, (z. B. die Kath. Frauengemeinschaft Deutschland, Ev. Frauenarbeit, Bund Ev.-freik. Gemeinden, Frauenwerk der Ev.-methodistischen Kirche, Frauenarbeit mennonitischer Gemeinden, Die Heilsarmee u.a.) die insgesamt neun unterschiedliche Konfessionen vertreten.

Der Großteil der Kollekten der Weltgebetstagsgottesdienste in Deutschland kommt Frauen- und Mädchenprojekten auf der ganzen Welt zugute. Seit 1975 konnten so über 6.000 Projekte in rund 150 Ländern weltweit mit ca. 67 Mio. Euro unterstützt werden.

Gemeinsam in die Zukunft
Illustriert wird der Weltgebetstag 2016 durch das Werk der jungen kubanischen Künstlerin Ruth Mariet Trueba Castro. Die Malerin hat an der Akademie der Schönen Künste in Havanna sowie dem dortigen „Instituto Superior de Arte“ studiert. Ausstellungen mit ihren Werken waren bereits auf Kuba, in den USA, in Georgien und Russland zu sehen. Neben der Malerei und der darstellenden Kunst ist Ruth Mariet Trueba Castro auch literarisch tätig. Sie veröffentlicht Gedichte und Kurzgeschichten.

Ihr Bild „Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf“ wurde von den kubanischen Weltgebetstagsfrauen durch einen Wettbewerb als Titelbild für „ihren“ Weltgebetstag ausgewählt. Es greift Motive aus dem Alltag der Menschen in Kuba auf. Darunter ist ein Pferde- oder Eselskarren, der auf Kuba Menschen und Güter transportiert. Ihr Bild ist auch reich an symbolischen Elementen. Im Bildvordergrund sehen wir Hände und Bewegung der Menschen. Sie bringen nicht nur das Miteinander der Generationen zum Ausdruck, sondern auch die Vielfalt innerhalb der kubanischen Bevölkerung, die selbstverständlich in die Familien hineinreicht. Und mit Bezug zum Kinderevangelium, dem Lesungstext im Gottesdienst, könnte hier vielleicht eine Mutter ihr Kind oder ein Kind seine Mutter zu Jesus führen.

Umfangreiche Anleitungen, Anregungen und Materialien sind über die Internetseite: www.weltgebetstag.de als Download erhältlich oder können bestellt werden.

Infos: Andrea Gärtig, Diakonin, Tel. 0441/7701-447, E-Mail: andrea.gaertig@kirche-oldenburg.de

Ein Beitrag von Bärbel Romey.
 
Source: Kirche-Oldenburg