Hannover/Bremen (epd). Die vielen aus der Ukraine geflohenen Kinder und Jugendlichen stellen zumindest einige Länder zum Schuljahresbeginn vor Probleme. Wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den zuständigen Ministerien ergab, konnten mindestens in drei Ländern noch nicht alle Schülerinnen und Schüler untergebracht werden. Bremen und Niedersachsen meistern zwar bislang die Herausforderungen, registrieren aber auch gestiegene Anforderungen an das Lehrpersonal.

 

Nach Angaben der Kultusministerkonferenz sind bis Ende vergangener Woche mehr als 163.000 Ukrainer an allgemein- oder berufsbildenden Schulen aufgenommen worden, die meisten in den bevölkerungsreichsten Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Zugleich waren bis Mitte August mehr als 350.000 unter 18-jährige Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine im Ausländerzentralregister gemeldet. Selbst wenn von ihnen viele weiter- oder zurückgereist sind, dürfte es eine Lücke zu den Schülerzahlen geben.

 

Offen räumen das aber nur wenige Länder ein. In Nordrhein-Westfalen, wo schon Anfang August die Schule wieder begonnen hatte, sind etwa rund 32.800 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine an einer Bildungseinrichtung untergebracht. Mehr als 2.100 Kindern und Jugendlichen habe aber noch kein Schulplatz zugewiesen werden können, hieß es aus dem Schulministerium. Zusätzlich rund 900 Kinder und Jugendliche warteten noch auf ein Beratungsgespräch.

 

In Niedersachsen besuchen nach Angaben des Kultusministeriums zurzeit 16.200 ukrainische Kinder und Jugendliche die Schulen – in Bremen rechnen die Behörden mit rund 3.000. In Sachsen sind nach Auskunft des dortigen Kultusministeriums von rund 10.000 gemeldeten Schülern 9.000 zugewiesen. In Thüringen hieß es, dass bis zu 2.600 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine schulpflichtig seien, bei denen die teils komplizierten Verfahren noch nicht abgeschlossen seien.

 

Aus Hamburg hieß es, viele Schulen hätten keine freien Plätze mehr, sodass nicht immer ein Schulplatz in unmittelbarer Nähe des Wohnorts angeboten werden könne. In Berlin, wo Betroffene zumindest vor den Sommerferien ebenfalls von Problemen bei der Vermittlung eines Schulplatzes berichteten, hat die Senatsverwaltung nach eigenen Angaben keine Daten zu fehlenden Schulplätzen. Sie verwies auf die Bezirksämter und sprach von einer «logistischen Herausforderung», der sich Schulen, Ämter und Verwaltung «gut und solidarisch» gestellt hätten.

 

Andere Bundesländer verneinen die Frage, ob es Wartelisten für ukrainische Schülerinnen und Schüler gibt, darunter Rheinland-Pfalz, Hessen und Schleswig-Holstein. Das niedersächsische Kultusministerium erklärte, die Unterbringung ukrainischer Kinder und Jugendlicher gestalte sich nach bisherigen Erfahrungen «weitgehend unproblematisch und geräuschlos». Andere Ministerien weichen der Frage aus, indem sie auf die Schulpflicht verweisen, die auch für geflüchtete Kinder und Jugendliche spätestens nach einer gewissen Übergangszeit gilt. Brandenburg ließ die Fragen unbeantwortet.

 

In vielen Bundesländern kommen ukrainische Schülerinnen und Schüler zunächst in spezielle Klassen und bekommen insbesondere Sprachunterricht. Größtes Problem für die Schulen ist nach Darstellung vieler Bundesländer die Gewinnung von zusätzlichem Personal, das oftmals ohnehin schon knapp war. Aus Bayern hieß es, es gebe eine große Solidarität, die dazu führe, dass Stammlehrkräfte ihre Teilzeit aufstocken und auch Pensionisten Stunden geben.

 

Kirche-Oldenburg
Nicht alle Kinder aus der Ukraine haben bislang einen Schulplatz