Düsseldorf/Lengerich (epd). Nordrhein-Westfalen unterstützt ab sofort die Arbeit des gemeinnützigen Vereins «Aktion Würde und Gerechtigkeit» des katholischen Theologen und Menschenrechtlers Peter Kossen. Wie das NRW-Arbeitsministerium dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch auf Anfrage bestätigte, wird bei dem Verein für zwei Jahre eine halbe Juristenstelle finanziert. Kossen und sein Team beraten Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten aus Ost- und Südosteuropa, die etwa in der Fleischindustrie, der Logistik oder der Gebäudereinigung häufig ausgebeutet werden.

NRW-Arbeitminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte dem epd: «Bei den Arbeitsbedingungen von Beschäftigten aus Ost- und Südosteuropa haben wir ein echtes Problem.» Das hätten die Kontrollen in den Schlachthöfen bestätigt. Arbeitsausbeutung und prekäre Beschäftigung gebe es aber nicht nur in der Fleischbranche. Deshalb werde derzeit ein flächendeckendes Beratungsnetzwerk aufgebaut. «Und deshalb ist es gut, dass es Initiativen wie den Verein Aktion Würde und Gerechtigkeit in Lengerich gibt», sagte der Minister. «Ich kenne und schätze Peter Kossen als einen engagierten Kämpfer für die Rechte von Menschen, die von Arbeitsausbeutung betroffen sind.»

Der Vereinsvorsitzende Kossen zeigte sich erfreut über die Unterstützung: «Die Sklaventreiber und Abzocker der Arbeitsmigranten in der Region und darüber hinaus können sich warm anziehen. Bisher galt: Wo kein Kläger, da kein Richter. Das ist vorbei!» Der Verein «Aktion Würde und Gerechtigkeit» wurde Anfang 2019 gegründet und hat weit mehr als 200 Mitglieder aus verschiedenen Regionen.

Kossen prangert seit Jahren die menschenunwürdigen Bedingungen von Arbeitsmigranten an. Der Lengericher Gemeindepfarrer kritisiert immer wieder den Missbrauch von Werkvertrags- und Leiharbeit zum Zweck von Lohn- und Sozialdumping und spricht unverblümt von Sklaverei und Menschenhandel. Im Juli bekam er dafür den nordrhein-westfälischen Verdienstorden. Der Theologe stammt aus Vechta und arbeitet mittlerweile im Bistum Münster.

Die kostenlose Beratung des Vereins befasst sich den Angaben zufolge mit Problemen wie vorenthaltenem Lohn, nicht gewährtem Urlaub oder Kündigung im Krankheitsfall. Es gehe aber auch um Mietwucher, Verstöße gegen Arbeitsschutzbestimmungen oder Höchstarbeitszeiten. Die Betroffenen werden, wenn nötig, bis vor Gericht begleitet und vertreten. Der Verein habe bereits einen erfahrenen Arbeitsrechtler gefunden, der die vom Ministerium geförderte Stelle antreten werde.

Kirche-Oldenburg
Nordrhein-Westfalen unterstützt Verein von Peter Kossen – Laumann: Schätze Kossen als «engagierten Kämpfer für die Rechte von Menschen»