Northeim (epd). Notfallseelsorger aus der Region Northeim sehen in einer zunehmenden Unfallberichterstattung in sozialen Netzwerken eine Gefahr. Mehrmals hätten sie im vergangenen Jahr die Erfahrung gemacht, dass Angehörige bei der Überbringung von Todesnachrichten bereits im Bilde waren, sagte der Northeimer Krankenhaus- und Notfallseelsorger Matthias Spiegel-Albrecht am Donnerstag. Die schlimme Nachricht werde beispielsweise durch Fotos oder detaillierte Berichte im Internet völlig ungeschützt übermittelt. «Das hat eine ganz andere Schockwirkung.»
Die Überbringung einer Todesnachricht sei immer ein sehr sensibler Punkt, an dem oft posttraumatische Belastungsstörungen ihren Ursprung hätten, hieß es. Die vom evangelischen Kirchenkreis Leine-Solling organisierte Notfallseelsorge will vor allem dafür sensibilisieren, dass Schaulustige am Unfallort keine Fotos machen und auch keine Informationen ins Internet stellen. Unfallfotos bei Facebook seien ein «Riesenproblem». Die Auswirkung der schnellen Berichterstattung in den sozialen Medien auf die Arbeit der Notfallseelsorge sei gravierend.
Auch die Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdienst sollten einen Tag mit der Veröffentlichung eines Unfallberichts warten und mit Bildern besonders in den sozialen Medien vorsichtig umgehen, sagte Spiegel-Albrecht. In anderen Landkreisen gebe es bereits eine 24-stündige Sperrfrist für Unfallnachrichten der Polizei.
Bei der 1998 gegründeten ökumenischen Notfallseelsorge im Landkreis Northeim engagieren sich derzeit etwa 20 ehrenamtliche Notfallseelsorger. Sie sind beispielsweise da, wenn eine Familie durch einen Hausbrand das Zuhause verloren hat oder bei einem Verkehrsunfall körperlich unverletzte Beteiligte zu betreuen sind. Auch gehört zu ihren Aufgaben, Angehörigen die Nachricht vom Tod eines Menschen zu überbringen.
Source: Kirche-Oldenburg