Bremen (epd). Wer glaubt, dass sich obdachlose Menschen selten vom Fleck bewegen, täuscht sich. Ärztliche Versorgung, Behördenangelegenheiten, Präsenz in der Postlagerstelle, Gepäckversteck, Bettelplatz oder die Suche nach einer Toilette: «Das Leben auf der Straße fordert ständige Mobilität», sagt der Bremer Obdachlosen-Seelsorger Harald Schröder. Vier Tage mit Beobachtungen aus der Stadt, in der Schröder seit Jahren unterwegs ist, um Menschen auf der Straße zu besuchen:
Sonntags um 8 Uhr vom Übernachtungsplatz aus, der «Platte», auf nach Walle. Frühstück in der «Tasse», einer Tagesstätte für wohnungslose Menschen. Mehr als fünf Kilometer zu Fuß oder 20 Minuten Schwarzfahren. Nachmittags zum Stephani-Sonntagstreff in der Bahnhofsvorstadt, drei Kilometer zu Fuß oder 20 Minuten Schwarzfahren. Zum Abendessen in die Kreuzgemeinde, zwei Kilometer zu Fuß oder zehn Minuten Schwarzfahren. Dann drei Kilometer zu Fuß zur Platte oder 15 Minuten Schwarzfahren.
Montags früh aufstehen. Vor 10 Uhr in die Liebfrauenkirche in die Innenstadt. Aufwärmen, Frühstück und Zeitung lesen, später Mittagessen in der Winterkirche. Drei Kilometer zu Fuß oder 15 Minuten Schwarzfahren. Am Nachmittag in die St.-Remberti-Gemeinde und einen Essensgutschein holen. Vier Kilometer zu Fuß oder 20 Minuten Schwarz fahren. Dann fünf Kilometer zu Fuß zurück zur «Platte» oder eine halbe Stunde Schwarzfahren.
Dienstags um 9 Uhr zum Frühstück ins «Café Dienstag» der St.-Ansgarii-Gemeinde. Vier Kilometer zu Fuß oder 20 Minuten Schwarzfahren. Dann in die St. Pauli Gemeinde Neustadt, einen Essensgutschein holen. Drei Kilometer zu Fuß oder 15 Minuten Schwarzfahren. Vor 17 Uhr am «Bremer Treff» sein und den Gutschein in ein warmes Abendessen tauschen. Mehr als zwei Kilometer zu Fuß oder zehn Minuten Schwarzfahren. Dann drei Kilometer zu Fuß zur Platte.
Mittwochs um 10 Uhr zum Frühstück ins «Café Mittwoch» in der Kirchengemeinde Horn. Sieben Kilometer zu Fuß oder 25 Minuten Schwarzfahren. Schnell frühstücken und dann zum Duschen und zum Wäschewaschen in die «Johannis-Oase» im Schnoor. Mehr als fünf Kilometer zu Fuß oder 20 Minuten Schwarzfahren. Wenn es dann noch zeitlich möglich ist, bei den «Suppenengeln» Mittag essen. Ein Kilometer zu Fuß. Später wieder zur Platte, drei Kilometer zu Fuß.
Source: Kirche-Oldenburg