Am 23. Juni 1992 wurde die ökumenische Kapelle im Klinikum Oldenburg feierlich eröffnet. Der erste Gottesdienst fand aber schon im März statt, erinnert sich Pastorin Evelyn Freitag, die diesen ersten Gottesdienst in der Kapelle halten durfte. Seit über 25 Jahren ist sie Seelsorgerin im Klinikum Oldenburg. „Als ich Anfing war gerade die Bodenplatte für die Kapelle gegossen worden“, erinnert sie sich.
Genau wie die anderen vier Seelsorgerinnen, die Pastorinnen Beate Bühler-Egdorf und Imke Hinrichs sowie die Pastoralreferentinnen Claudia Heuer und Michaela Voorwold freut sie sich sehr darüber, dass es diesen Ort gibt. Denn er ist nicht nur für die Patientinnen und Patienten sowie Angehörigen eine Oase im hektischen Krankenhausalltag sondern auch für das Personal.
„Für mich ist die Kapelle eine Art ummauertes Gärtchen inmitten dieses Krankenhauses“, versucht Hinrichs die Wirkung der Kapelle zu beschreiben. „Hier ist es ruhig. Der Geist in diesem Raum ist ein anderer.“ Und Freitag ergänzt: „Diese Kapelle, die ja auch ganz klar als Kirchenraum gestaltet ist, macht aufmerksam, dass es neben der medizinischen Welt noch eine andere Dimension gibt.“ Und auch wenn es um ethische Fragen gehe, sei dieser Ort im positiven Sinn ein Stachel im Fleisch der Klinik, ergänzt Bühler-Egdorf.
250 Kerzen werden pro Woche entzündet
Doch die Kapelle ist nicht nur ein Ort der Ruhe und der Besinnung. Sie ist auch ein Ort zum klagen, trauern und warten. „Egal wie nah oder fern, die Menschen dem Glauben sind, hier können sie warten und dabei sogar etwas tun“, betont Voorwold. Sie meint die Kerzen, die die Angehörigen am Kerzenbaum in der Kapelle anzünden können. „250 Kerzen sind es jede Woche“, weiß Freitag, wie gut dieses Angebot angenommen wird. Und Bühler-Egdorf erläutert: „Die Kerze anzuzünden ist etwas, was die Menschen tun können, in einer Situation, in der sie sonst nichts tun können.“ Alle Seelsorgerinnen sind deshalb froh, dass dieses wichtige Angebot vom Klinikum unterstützt wird. Denn nicht in allen Krankenhäusern ist es erlaubt: aus Brandschutzgründen.
Für die Seelsorgerinnen ist der Kerzenbaum aber nicht wegzudenken. Er ist auch in Anziehungspunkt für die Kinder im Krankenhaus. „Für die Patienten in der Kinderklinik ist ein Ausflug in die Kapelle etwas Besonderes“, berichtet Bühler-Egdorf. Und auch die anderen Seelsorgerinnen wissen, dass gerade für Patienten, die länger im Klinikum sind, ein Besuch in der Kapelle oft zur täglichen Routine gehört. Und viele hinterlassen kleine Texte im Fürbitten-Buch. „Mittlerweile haben wir 20 volle Bücher“, erzählt Freitag. Aus diesen wollen die Pastorinnen bei einer der Veranstaltungen zum Jubiläum vorlesen.
Dies ist aber nur eine von 25 Veranstaltungen. Denn zur Feier des 25-jährigen Bestehens haben sich die fünf Klinikum-Seelsorgerinnen ein Programm überlegt, dass die Kapelle „mit allen ihren Farben“ zeigen soll. Deshalb gehören zu den Themen Trauer und Sterben genauso wie Hoffnung und Freude. Die ersten Veranstaltungen seien gut angenommen worden, freuen sich die Pastorinnen. Sie hoffen, dass zu den weiteren Veranstaltungen auch Besucher von außerhalb des Klinikums dazukommen.
Die nächste Veranstaltung ist eine Lesung unter der Überschrift „Geschichten von Zeiten und Orten“ am 8. Februar um 17 Uhr. Autorinnen aus der Region lesen aus ihrem Werk „zu Fuß über die Achterbahn“ Geschichten zu besonderen Orten. Der zentrale Festgottesdienst findet am 5. Juni um 10 Uhr in der Kapelle des Klinikums statt.
Ein Beitrag von Kerstin Kempermann, Evangelische Zeitung, Redaktion Oldenburg.
Source: Kirche-Oldenburg