Osnabrück (epd). Mitglieder der queeren katholischen Initiative «Out in Church» sehen auch nach der Änderung des Arbeitsrechts in den deutschen Diözesen großen Reformbedarf. Zwar dürften Mitarbeitende der katholischen Kirche, die homo-, bi-, transsexuell oder queer seien, seit Anfang des Jahres nicht mehr entlassen werden, sagte Ann Cathrin Röttger am Samstag in Osnabrück. Aber die Machtstrukturen in der Kirche seien nach wie vor zementiert, kritisierte sie während einer Veranstaltung des regionalen Ökumenischen Kirchentags.

 

«Solange die Macht in unserer Kirche nicht anders verteilt wird, kann Kirche sich nicht ändern», führte Röttger aus. Mehr als hundert queere Mitarbeitende der katholischen Kirche in ganz Deutschland hatten sich im Januar 2022 im Rahmen einer ARD-Fernsehdokumentation geoutet. Danach hatten die deutschen Bistümer das Arbeitsrecht entsprechend geändert.

 

Röttger betonte, trotz dieser Änderung werde Homosexualität nach der katholischen Lehre noch immer als Sünde bewertet. In ihrem eigenen Bistum Osnabrück sei zwar vieles möglich. «Aber wenn wir an die Machtstrukturen ran wollen, gibt es auch hier viel Gegenwehr. Da haben wir noch viele, dicke Bretter zu bohren.»

 

Der ehemalige Priester und Schweizer Buchautor Pierre Stutz bedauerte, dass viele in der katholischen Kirche der Ansicht seien, die Initiative «Out in Church» solle sich mit ihrem Erfolg zufrieden geben. «Ich höre oft, dass wir mit der Änderung des Arbeitsrechts doch viel erreicht haben und nun Ruhe geben und geduldig sein sollten.» Die Zeit der Geduld sei aber vorbei, betonte Stutz: «Für diese Masche stehe ich nicht mehr zur Verfügung.»

Kirche-Oldenburg
«Out in Church»: Kirche muss Machtstrukturen ändern