Bremen/Horstedt (epd). Pastoren wie der Bremer Theologe Jörg Mosig wollen in Deutschland den lange verschütteten Brauch des «Osterlachens» wieder aufleben lassen. «Lachen befreit. Es ist, als ob ein Panzer von uns abfällt», sagte der 47-jährige evangelische Gemeindepastor dem epd. Früher haben Pfarrer im Ostergottesdienst von der Kanzel Witze erzählt, damit die Gemeinde die Freude der Auferstehung ganz praktisch ausleben konnte. Die Reformatoren forderten allerdings mehr Ernst in den Gottesdiensten. Martin Luther (1483-1546) lehnte den Brauch als «närrisch lächerliches Geschwätz» ab.

   «Das Osterlachen ist ein altes christliches Ritual, das bis ins 14. Jahrhundert zurückgeht», erläuterte die evangelische Pastorin Haike Gleede aus Horstedt bei Bremen, die den Brauch wie Mosig auch heute noch sinnvoll findet. «Mit diesem Ritus bringen Christen ihre Osterfreude zum Ausdruck. Der Tod ist besiegt, Christus ist auferstanden. Das Lachen ist der Ausdruck der Erleichterung und der Freude darüber, dass das Leben eine neue Perspektive hat.»

   Mosig ergänzt, die zerstörerischen, tödlichen Mächte würden einfach ausgelacht. «Mit der Auferstehung zu Ostern schöpfen die Jünger Jesu wieder Hoffnung. Das gilt auch für uns.» Wer lache, könne neue Kraft und Lebendigkeit gewinnen, «um die Dinge anzupacken, die wichtig sind, damit die Welt ein bisschen besser wird».

   Beim Osterlachen (risus paschalis) wurden in früheren Jahrhunderten nicht nur nette Witze erzählt, sondern durchaus auch Lügengeschichten und Zoten, die unter die Gürtellinie gingen. Nach und nach wandelten sich die derben Geschichten zu «Ostermärlein» und verschwanden im 19. Jahrhundert fast ganz. Nun feiern sie in der harmlosen Variante Auferstehung. Mosig: «Ich jedenfalls freue mich, wenn möglichst viele Menschen zu Ostern herzhaft lachen.»
epd
Source: Kirche-Oldenburg