Osnabrück/Berlin (epd). Nach der Bundestagsentscheidung zur Organspende hat sich die CDU-Abgeordnete Claudia Schmidtke dafür ausgesprochen, die sogenannte Widerspruchsregelung auch in der nächsten Wahlperiode wieder auf die Tagesordnung zu setzen. «Ich respektiere die Entscheidung, bin aber sehr offen dafür, sie in der kommenden Wahlperiode erneut zu debattieren», sagte die Medizin-Professorin der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Freitag). Die Lübecker Abgeordnete Schmidtke ist Patientenbeauftragte der Bundesregierung.
Sie begründete ihren Vorstoß damit, dass die jetzt vom Bundestag beschlossene «erweiterte Zustimmungslösung» keinen nennenswerten Effekt haben werde: «Ich gehe nicht davon aus, dass die Organspende-Zahlen signifikant zunehmen.» Deshalb müsse Deutschland schon allein wegen der Zugehörigkeit zum internationalen Organspende-Verbund «Eurotransplant» wirkungsvollere Maßnahmen einführen.
«Das ist derzeit ein sehr einseitiges Verhältnis», sagte Schmidtke: «Wir lehnen die Widerspruchsregelung ab, profitieren aber von den Organen aus den Ländern, die sie eingeführt haben.» Es sei daher zu erwarten, dass in ein bis zwei Jahren der Druck aus dem Ausland zunehme. Würde Deutschland sich erst heute für eine Aufnahme in den Eurotransplant-Verbund bewerben, «würden wir mit unserer Regelung wahrscheinlich nicht aufgenommen werden», sagte Patientenbeauftragte.
Der Bundestag hatte am Donnerstag im Grundsatz die geltende Regelung zur Organspende bestätigt. Organe und Gewebe dürfen nach dem Tod weiterhin nur entnommen werden, wenn die betreffende Person dem zu Lebzeiten zugestimmt hat, einen Organspendeausweis besitzt oder die Angehörigen der Entnahme zugestimmt haben. Eine Widerspruchsregelung, für die sich unter anderem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eingesetzt hatte, lehnten die Abgeordneten ab. Danach wäre jeder potenziell ein Spender geworden, der zu Lebzeiten nicht widersprochen hätte. In Deutschland warten rund 9.000 Menschen auf ein lebensrettendes Spenderorgan.
Source: Kirche-Oldenburg