Osnabrück/Göttingen (epd). Patientenschützer haben vor dem Ende des Organspende-Prozesses in Göttingen die Hoffnung geäußert, dass die Richter die Politik auf Defizite im gesetzlichen Vergabeverfahren hinweisen. Der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstagsausgabe) sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, das Verfahren sei schwer erträglich für Menschen, die auf ein Organ warten müssten. «Göttingen steht für ein höchst fragwürdiges Verteilungsprinzip von Lebenschancen in Deutschland», kritisierte Brysch.
Im Organspende-Prozess hält am Montag die Staatsanwaltschaft das Plädoyer. In dem seit August 2013 laufenden Verfahren wirft die Anklage dem früheren Leiter der Göttinger Transplantations-Chirurgie versuchten Totschlag und Körperverletzung mit Todesfolge vor. Der Arzt soll in elf Fällen Patienten durch manipulierte medizinische Daten vorzeitig zu Spenderlebern verholfen und dadurch den Tod anderer schwer kranker Patienten in Kauf genommen haben.
Brysch kritisierte erneut das Verfahren der Spendenvergabe. Es sei falsch, dass eine private Organisation wie die Bundesärztekammer die Regeln festlegen dürfe. Dem Bundestag warf er ein «Wegschieben von Verantwortung» vor. «Viele Schwerstkranke hoffen, dass diese Praxis endlich ein Ende hat», sagte Brysch. Die Gerichte müssten das Rechtsgut Leben vor privaten Einflüssen schützen und den Gesetzgeber fordern. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz habe das Bundesverfassungsgericht angerufen, um die Richtlinienkompetenz der Bundesärztekammer überprüfen zu lassen.
Source: Kirche-Oldenburg