Hannover/Osnabrück (epd). Der Vorsitzende der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, hat die Serie «Der Todespfleger», in der Patientenmörder Niels Högel selbst über seine Taten spricht, scharf kritisiert. «Die öffentliche Zuschaustellung eines Serienmörders in dieser Weise ist nicht hinnehmbar», sagte Brysch am Sonntag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der RTL-Streamingdienst «TVnow» stellt ab Montag die Doku-Serie bereit. Gewoben wird dafür über ein Interview mit dem Serienmörder, der bis 2005 mindestens 91 Patienten getötet hat.
Brysch forderte RTL auf, die Serie sofort zu stoppen. «Hier ist offenbar der letzte Anstand verloren gegangen. Noch heute leiden viele Menschen unter Högels Taten und selbst Gerichte befassen sich noch damit», sagte der Patientenschützer. «Es ist nicht hinnehmbar, dass so ein Mann auf diese Weise medial in den Mittelpunkt gestellt wird.»
Auch der Präsident der Polizeidirektion Oldenburg, Johann Kühme, kritisierte die Serie. «Es ist ein Schlag ins Gesicht der Opferangehörigen, ihn öffentlich sprechen zu lassen», sagte er der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Montag). «Sein Motiv war die Geltungssucht, und jetzt darf er sich schon wieder als wichtig empfinden.»
Weil das Interview gegen einen Vertrag verstoße, habe er die Beiträge der Polizei aus der Doku entfernen lassen, sagte Kühme. «Wir sind schon oft von verschiedenen Produktionsfirmen angefragt worden und haben das immer vertraglich geregelt: Sobald Niels Högel als Person in Erscheinung tritt – über Bild, Ton oder Telefon, wie auch immer -, dann machen wir nicht mit.»
Karsten Krogmann, Sprecher des Opferhilfevereins Weißer Ring, argumentiert ebenfalls gegen eine Beteiligung des Täters. Högel sei nicht nur ein verurteilter Serienmörder, er sei auch ein gutachterlich diagnostizierter Lügner, sagte er der Zeitung. «Mit jemandem wie Högel spricht man nicht, jedes weitere Wort von ihm ist ein Schlag ins Gesicht der Angehörigen der vielen Toten.»
Kirche-Oldenburg
Patientenschützer kritisiert TV-Interview mit Patientenmörder Högel