Wie zufrieden Patienten im Krankenhaus sind, hängt laut einer Studie auch vom Bundesland ab. Die Patienten mit den besten Erfahrungen gibt es in Sachsen, Bayern und Thüringen. Niedersachsen und Bremen liegen am Ende der Skala.
Hannover/Bremen (epd). Die Zufriedenheit der Patienten in Krankenhäusern schwankt einer aktuellen Umfrage zufolge erheblich von Bundesland zu Bundesland. Bremen und Niedersachsen haben nach Ansicht der Patienten im bundesweiten Vergleich die schlechtesten Krankenhäuser. Nur Dreiviertel der Patienten empfehlen laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung dort die Kliniken weiter, in denen sie behandelt wurden, sagte Jan Böcken, Projektmanager der Stiftung, am Donnerstag dem epd. Die zufriedensten Patienten gibt es laut der Studie in Sachsen, Bayern und Thüringen.
Für Bremen liegt der Wert bei 73,9 Prozent, für Niedersachsen bei 76,7 Prozent. Damit liegen die beiden Bundesländer deutlich unter dem bundesweiten Schnitt von 79,3 Prozent und am Ende der bundesweiten Skala. Beim Spitzenreiter in Sachsen würden 82 Prozent der Patienten das Krankenhaus weiterempfehlen. In Bayern sind es 81,7 Prozent und in Thüringen 80 Prozent.
In Nordrhein-Westfalen würden 77,1 Prozent der Krankenhauspatienten die Behandlung weiterempfehlen. Nordrhein-Westfalen habe etwa im Vergleich zu den Niederlanden mit einer ebenso großen Bevölkerung wesentlich mehr Krankenhäuser. Eine hohe Klinikdichte sorge jedoch nicht automatisch für eine hohe Qualität. Wenn etwa ein Operateur in einem Krankenhaus eine Operation sehr häufig ausführe, könne dieser mehr Erfahrungen sammeln und die Qualität der Versorgung verbessern, erläuterte Böcken.
Einige Kliniken würden von Patienten nahezu uneingeschränkt weiterempfohlen, heißt es in der Studie. 28 von 1.579 untersuchten Kliniken wiesen Zufriedenheitswerte von über 95 Prozent auf. Andere lägen bei unter 50 Prozent. Für die europaweit größte Studie dieser Art wurden in Kooperation mit der «Weißen Liste» eine Million Patientenfragebögen der Krankenkassen AOK und Barmer ausgewertet.
Die starken Differenzen seien nicht mit Wirtschaftskraft, Bevölkerungsstruktur, der Art der Träger oder der Konkurrenzsituation zu erklären, erläuterte Böcken. So lägen etwa in Mecklenburg-Vorpommern in strukturschwachen Gebieten fünf der zehn besten Kliniken mit Bewertungen von mehr als 95 Prozent. In den Stadtstaaten ist die Zufriedenheit mit der stationären Versorgung nicht durchgehend höher als in Flächenländern. In Hamburg gebe es die bundesweit größten Unterschiede in der Zufriedenheit zwischen den internistischen Fachabteilungen privater Träger.
Die Gründe für schlechte Bewertungen einzelner Länder sind laut Böcken vor allem in der Politik zu suchen, denn Krankenhausplanung sei Ländersache. Die einzelnen Länder legten ihre Gestaltungsspielräume sehr unterschiedlich aus. «In Niedersachsen ist bislang nicht viel passiert hinsichtlich Qualitätsentwicklung», sagte der Experte. Auch hätten die Landesregierungen in Hannover in den vergangenen 20 Jahren sehr wenig investiert.
Bei Investitionen im Krankenhausbereich stehe Baden-Württemberg am besten da. Alle anderen Bundesländer kämen den Verpflichtungen mehr oder weniger schlecht nach. Experten seien sich einig, dass hier eine extreme Unterfinanzierung herrsche.
Böcken bemängelte, dass die Nutzung der wenigen über den gemeinsamen Bundesausschuss entwickelten Qualitätsindikatoren gegenwärtig für die Länder freiwillig sei. Zudem fließe die Perspektive des Patienten bisher nirgendwo dauerhaft und systematisch in die Krankenhausplanung ein. «Dabei liegen die Daten vor.» Hier müsse die Politik nachbessern.
Source: Kirche-Oldenburg