Hannover (epd). Der Politikwissenschaftler und Kommunikationsberater Johannes Hillje sieht in den Protesten gegen die AfD eine Möglichkeit zur Schwächung der Partei bei Wahlen. «Die Demonstrationen haben das Potenzial, die AfD bundesweit um ein paar Prozentpunkte zu schwächen», sagte er dem «RedaktionsNetzwerk Deutschland» (Dienstag). Die Verlustpotenziale lägen bei den neueren AfD-Anhängern, die von anderen Parteien und aus dem Lager der Nichtwähler zur AfD gewechselt seien. Das Wachstum der AfD scheine gebremst.
«Man wird mit diesen Demos niemanden aus der Stammwählerschaft der AfD überzeugen können», sagte Hillje, der in Berlin und Brüssel als selbstständiger Politik- und Kommunikationsberater tätig ist. Die Stammwähler könnten im Gegenteil noch gefestigter werden, weil Angriffe von außen den inneren Zusammenhalte stärken könnten. Bei frustrierten Wechselwählern, die von der AfD nicht voll überzeugt seien, könne aber ein Reflexionsprozess einsetzen.
«Wenn die Stimmung dieser Demos auch im Arbeitsumfeld, im Freundeskreis oder im Sportverein Einzug hält, wird es sozial unerwünschter, sich mit der AfD zu identifizieren», erläuterte der aus Oldenburg stammende Politikwissenschaftler und gelernte Journalist, der zur AfD promoviert hat. Die Demonstrationen sorgten für eine «Politisierung und Mobilisierung der demokratischen Mitte» gegen den Rechtsextremismus. «Wir erleben eine wehrhafte Demokratie von unten.»
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Politikwissenschaftler: Demonstrationen können AfD schwächen