Hannover (epd). Ein Einzug der AfD in deutsche Landtage könnte nach Ansicht kirchlicher Rechtsextremismus-Experten rechtspopulistische Positionen hoffähig machen. «Meine Sorge ist, dass es dann mancher für in Ordnung hält, solche Anschauungen zu vertreten», sagte der Friedensbeauftragte der hannoverschen Landeskirche, Lutz Krügener, am Mittwoch dem epd. «Dann besteht die Gefahr, dass diese Randpositionen immer mehr in die gesellschaftliche Mitte rücken.»
Viele Positionen der AfD stünden im Widerspruch zum christlichen Glauben, ergänzte der Weltanschauungsbeauftragte der evangelischen Landeskirche, Jürgen Schnare. Wenn Parteivertreter etwa im Zusammenhang mit Flüchtlingen von «einer Invasion» redeten, schürten sie Ängste anstatt konstruktive politische Vorschläge zu machen. Das Verhältnis der Kirchen zur AfD sei spannungsvoll, auch wenn es innerhalb der Partei Kirchenmitglieder und die Gruppierung «Christen in der AfD» gebe. Schnare und Krügener sind Sprecher der Initiative «Kirche für Demokratie gegen Rechtsextremismus» der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland.
Auch jenseits der Flüchtlingsfrage liege die AfD konträr zu den mehrheitlich vertretenen christlichen Positionen der großen Kirchen, sagte Krügener. Das gelte zum Beispiel in der Sozialpolitik, wenn sich Parteipolitiker gegen einen Mindestlohn und für die Absenkung des Spitzensteuersatzes aussprächen. «Die AfD ist eine Partei, die Ungleichheiten betont.» Nach christlicher Überzeugung habe aber jeder Mensch vor Gott die gleiche Würde. «Nach meinem Verständnis von christlichen Werten ist die Partei für Christen nicht wählbar.»
Es sei richtig, der AfD bei kirchlichen Veranstaltungen wie dem Katholikentag in Leipzig kein Podium zu geben, betonten die beiden Pastoren. «Es ist ein Unterschied, ob ich prominente Parteienvertreter bewusst auf ein Podium einlade oder ob ich das Gespräch mit Menschen suche, die einigen ihrer Anschauungen nahestehen», sagte Krügener. So müsse sich die Kirche auch den Menschen zuwenden, die sich angesichts steigender Flüchtlingszahlen ängstigten. «Unsere Aufgabe ist es aber, Mut zu machen und nicht, Ängste noch herbeizureden.»
Die Initiative gegen Rechtsextremismus überlegt nach den Worten ihrer Sprecher derzeit, wie sie in der Flüchtlingshilfe engagierte Menschen mit denjenigen ins Gespräch bringen kann, die sich angesichts der zunehmenden Zahl von Zuwanderern fürchten. «Wir müssen in den Gemeinden Dialogbereitschaft signalisieren», sagte Krügener. Es sei selbstverständlich auch eine Aufgabe der Seelsorger, Menschen zuzuhören und ihre Ängste ernst zu nehmen.
Source: Kirche-Oldenburg