Hannover (epd). Nach dem neuerlichen Corona-Ausbruch auf einem Schlachtbetrieb in Nordrhein-Westfalen hat Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann (SPD) die Bedingungen für die Beschäftigten der Branche kritisiert. «Corona legt die strukturellen Probleme in der Fleischbranche schonungslos offen», sagte Reimann am Donnerstag in Hannover. In einem Schlachtbetrieb der Firma Tönnies im Landkreis Gütersloh waren bis Mittwochabend insgesamt 657 Beschäftigte positiv auf Covid-19 getestet worden.

Sowohl bei der Unterbringung als auch im Betrieb selbst seien die Beschäftigten häufig auf sehr engem Raum zusammen, so dass sich Infektionen schnell verbreiten könnten, sagte Reimann. Hinzu komme, dass es für Werkvertragsbeschäftigte keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gebe. Dies könne dazu führen, dass Betroffene aus finanzieller Not auch mit Symptomen weiterarbeiteten und ihre Kollegen infizierten. Die vom Bund geplante Abschaffung der Werkverträge in der Fleischindustrie sei vor diesem Hintergrund auch ein Mittel gegen die Weiterverbreitung des Virus in den Betrieben, betonte die Ministerin.

Nach ihrer Ansicht kommt es jetzt entscheidend darauf an, dass es keine Personalverschiebungen vom betroffenen Betrieb zu anderen Standorten der Tönnies-Gruppe gibt. In Niedersachsen sei bereits nach dem Auftreten erster Infektionen in Schlachthöfen im Mai per Erlass das Durchwechseln von Personal in diesem Bereich untersagt worden. «Eine Ausbreitung des Infektionsgeschehens in andere Landkreise und auch nach Niedersachsen muss unbedingt verhindert werden», sagte Reimann.

Source: Kirche-Oldenburg