Hannover (epd). Vertreterinnen und Vertreter aus Judentum, Christentum und Islam haben am Sonntag in Hannover zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit Gottes Schöpfung aufgerufen. Der katholische Bischof Heiner Wilmer aus Hildesheim sagte bei der interreligiösen Zusammenkunft im katholischen Forum St. Joseph, ein so großes gesellschaftliches Thema lasse sich nur gemeinsam besprechen: «Im Haus der Schöpfung wohnen alle Menschen und Religionen.» Thomas Adomeit, Oldenburger Bischof und Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, mahnte, auch die Religionsgemeinschaften selbst müssten noch viel in Sachen Umwelt- und Klimaschutz tun.

 

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) wünschte den Beteiligten, dass die Begegnung der drei Religionsgemeinschaften künftig regelmäßig stattfinde. «Als Land freuen wir uns sehr über diese Initiative.» Die jüdische Rabbinerin Ulrike Offenberg sagte in ihrem Impulsvortrag, es sei «schlimmster Verrat an Gott», dass Menschen seit der industriellen Revolution Gottes Schöpfung und somit ihre eigenen Lebensgrundlagen zerstörten.

 

Religiöse Menschen müssten sich selbst, ihre Gemeinde und die Gesellschaft mit diesem Verrat konfrontieren, forderte die Rabbinerin der liberalen jüdischen Gemeinde Hameln laut Redemanuskript. Sie müssten auch ihre Theologie und ihre religiöse Lebensweise hinterfragen. Wenn Gemeinden Abfallvermeidung, Umwelterziehung und Klimaneutralität umsetzten, sei all das «ein deutlicheres Zeugnis für unsere Treue zu Gott» als Davidstern, Halbmond oder Kreuz.

 

Dirk Preuß, Umweltbeauftragter der katholischen Diözese Hildesheim, sagte in seiner Antwort auf Offenberg, die Trauer um die Zerstörung des Planeten sei auch ein großes seelsorgerliches Thema. Religionsgemeinschaften könnten aber nur dafür ansprechbar sein, wenn sie selbst «glaubwürdig alles uns Mögliche unternehmen, die Ausbeutung der Natur zu beenden».

 

Muna Tatari, Professorin für Islamische Theologie an der Universität Paderborn fügte hinzu, das Verhältnis eines Menschen zu Gott hänge auch von dem Verhältnis dieses Menschen zu anderen Lebewesen ab: So zeige sich «die Beziehung zum Schöpfer an der Beziehung zur Schöpfung».

 

Christliche Kirchen aus Niedersachsen hatten unter dem Titel «Gemeinsam Schöpfung bewahren» erstmals zu der jüdisch-christlich-muslimischen Begegnung eingeladen. Rund 70 Menschen nahmen an der Veranstaltung teil. Nach den Vorträgen beteten sie gemeinsam und kamen zu einem Empfang zusammen.

 

Kirche-Oldenburg
Religionsgemeinschaften wollen verantwortlicher mit Schöpfung umgehen