Hameln (epd). Der Schauplatz der nationalsozialistischen "Reichserntedankfeste", der Bückeberg bei Hameln, soll in nächster Zeit zu einem "Dokumentations- und Lernort" umgestaltet werden. Der Hügel sei aus historischer Sicht "zweifellos ein bedeutender Ort", sagte der Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Jens-Christian Wagner, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Um ihn als geschichtsträchtigen Ort kenntlich zu machen, liegt inzwischen das Konzept für ein historisch-topografisches Informationssystem vor. Auf dem Bückeberg fanden von 1933 bis 1937 jeweils Ende September oder Anfang Oktober riesige Bauernfeste mit Hunderttausenden von Teilnehmern aus ganz Deutschland statt.

Der 160 Meter hohe Berg, bisher eine grüne Wiese, soll künftig durch Wege, Sichtachsen und "Informationsinseln" mit Schotterrasen und Sitzbänken für Besucher landschaftlich erschlossen werden. Auf Schautafeln wird dort das Geschehen von damals geschildert. Ein Dokumentationszentrum oder bauliche Rekonstruktionen sind jedoch nicht vorgesehen. Die Stiftung unterstütze das Projekt, sagte Wagner. Sie sei bereit, bis zu 50 Prozent der Kosten zu übernehmen, wenn alle Voraussetzungen erfüllt seien. Wagner gehörte zur Jury, die das Konzept auswählte.

Die Kosten liegen bei rund 300.000 bis 450.000 Euro – je nachdem, ob das Konzept vollständig oder mit Abstichen umgesetzt wird. Auch der Landkreis Hameln wolle sich beteiligen, sagte der Initiator und Projektleiter Bernhard Gelderblom vom Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte in Hameln. Schon 2018 könnten die Arbeiten beginnen.

Bei den "Reichserntedankfesten" zelebrierten die Teilnehmer bäuerliches Brauchtum und jubelten Adolf Hitler zu. 1937 sollen 1,2 Millionen Menschen gekommen sein. Damit gehören die Erntefeste zu den größten Massenveranstaltungen der Nazis. Reste von Betonfundamenten weisen bis heute auf das Massenspektakel hin.

Historisch betrachtet gehörten der Bückeberg und das frühere Konzentrationslager Bergen-Belsen bei Celle zusammen, sagte Stiftungsgeschäftsführer Wagner. Die Nazis hätten damals eine "radikal-rassistische Gesellschaft" geformt, die sich über Ausgrenzung definiert habe – hierfür stehe Bergen-Belsen. Zum anderen hätten sie den Deutschen unter dem Leitbild der "Volksgemeinschaft" sehr erfolgreiche Integrationsangebote gemacht – dafür stehe der Bückeberg. "Das eine ist ohne das andere nicht zu denken."
  
Source: Kirche-Oldenburg