Neuharlingersiel/Bremen (epd). Die Nordsee-Station Neuharlingersiel der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hat am Sonnabend ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert. Für Gäste lagen nach Angaben der Organisation im Hafen unter anderem der Seenotrettungskreuzer «Bernhard Gruben» und das Seenotrettungsboot «Neuharlingersiel» zur Besichtigung. Die Geschichte der Station begann 1869: Die vier Jahre zuvor gegründete DGzRS stationierte in einem Schuppen im Dorf das Ruderrettungsboot «Frauenlob», das für Einsätze auf einem Transportwagen zum Strand gezogen werden musste.

Mehr als drei Jahrzehnte später erhielt das ostfriesische Fischerdorf einen massiv gebauten Schuppen im Hafen, der 1962 bei einer Sturmflut zerstört und durch den bis heute vorhandenen Neubau ersetzt wurde. Mittlerweile ist der Schuppen in ein lokales Museum zur Seenotrettung umgestaltet worden.

Unvergessen in der Region ist ein Unglück, bei dem Anfang Januar
1995 Vormann Bernhard Gruben aus Neuharlingersiel und Maschinist Theo Fischer aus Ditzum ums Leben kamen. Damals wurde der Borkumer Seenotrettungskreuzer «Alfried Krupp» auf der Rückfahrt von einem Einsatz vor der Küste der Niederlande von einer gewaltigen Grundsee erfasst. Das Boot kenterte und richtete sich wieder auf, doch die beiden Männer starben.

Die beiden 1997 von der DGzRS in Dienst gestellten Kreuzer «Bernhard Gruben» und «Theo Fischer» tragen zu Ehren der getöteten Seenotretter ihre Namen. Die «Bernhard Gruben» ist oberhalb von Wilhelmshaven in Hooksiel stationiert, die «Theo Fischer» an der Ostsee in Darßer Ort.

Viele der Freiwilligen, die sich in Neuharlingersiel für die Seenotretter engagierten, stammen aus der örtlichen Familie Steffens.
Zeitweilig waren es den historischen Einsatzlisten zufolge Großvater, Vater, Sohn und Neffen gleichzeitig. Regelmäßig ging das Amt des Vormanns vom Vater auf den Sohn über. Nicht zuletzt um diesen Einsatz zu würdigen, wurde am 22. April 1989 ein Seenotrettungskreuzer auf den Namen «Vormann Steffens» getauft. Das Schiff war 28 Jahre lang im Dienst, zuletzt bis Ende 2017 auf der Station Hooksiel.

Die DGzRS wurde 1865 gegründet. Seitdem haben die Seenotretter eigenen Angaben zufolge mehr als 85.000 Menschen vor dem Ertrinken gerettet oder aus großen Gefahren befreit. Für die Hilfsorganisation arbeiten an 55 Stationen knapp 1.000 Haupt- und Ehrenamtliche. Jahr für Jahr fahren sie mehr als 2.000 Einsätze, die über die DGzRS-Zentrale in Bremen koordiniert werden. Schirmherr der Seenotretter ist der Bundespräsident.

Source: Kirche-Oldenburg