Der Evangelisch-lutherische Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven ist in Münster (Westfalen) zusammen mit zwei anderen Initiativen mit dem vierten Ökumenischen Förderpreis „Eine Welt“ ausgezeichnet worden. Der Kirchenkreis erhielt den Preis in der Kategorie „Klimagerechtigkeit“, während in der Kategorie „kirchliche Partnerschaftsarbeit“ die Katholische Landjugendbewegung München-Freising und in der Kategorie „Entwicklungspolitik global“ die Aktion Dritte Welt Saar geehrt wurde. Der Ökumenische Förderpreis Eine Welt wird seit 2012 alljährlich vom Katholischen Fonds – Kooperation Eine Welt“ der katholischen Hilfswerke und von „Brot für die Welt“ auf evangelischer Seite für besonderes entwicklungspolitisches Engagement verliehen. Schirmherr des Preises ist der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Gerd Müller.  

„Das Wort ,Eine Welt´ ist für die Zukunft unser Erde entscheidend“, betonte der katholische Münsteraner Weihbischof  Dr. Stefan Zekorn bei der Preisverleihung in der Katholisch-Sozialen Akademie Franz-Hitze-Haus. „Die Erde ist unser gemeinsames Haus, und wir merken – etwa durch die Flüchtlinge – , dass es nicht funktioniert, ein Stockwerk einfach brennen zu lassen, ja den Brand an verschiedenen Stellen sogar noch durch den eigenen Ofen zu befeuern.“ Zekorn forderte deshalb eine Spiritualität, die das Handeln verändere; ein Vorbild für eine solche Spiritualität sei der heilige Franz von Assisi. Die Preisträger hätten sich aus einer solchen Haltung heraus engagiert und würden dafür ausgezeichnet. „Wir brauchen eine solch tiefe Spiritualität, damit unser aller Handeln sich so verändert, dass das gemeinsame Haus der Erde für alle bewohnbar bleibt oder besser: überhaupt für alle bewohnbar wird“, hob Zekorn hervor. Annette Muhr-Nelson, Leiterin des Amtes für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung, mahnte, die derzeitige Situation im Nahen und Mittleren Osten erinnere an den 30-jährigen Krieg, der einst in Münster und Osnabrück beendet worden sei. „Es brennt an vielen Enden der Erde, und die momentanen Machtspiele gehen zu Lasten der betroffenen Menschen. Wir spüren ihr Leid mit.“ Umso mehr komme es heutzutage darauf an, Gott beim Erhalt der Schöpfung zu dienen und allen Menschen einen angenehmen Aufenthalt auf der Erde zu sichern, so Muhr-Nelson.

Die Unterabteilungsleiterin und UNICEF-Beauftragte des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), Dr. Ulla Mikota, würdigte das Projekt „Zukunft einkaufen“ des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Friesland-Wilhelmshaven. Die Preisträger hätten ihr Projekt im Jahr 2011 gestartet und dafür gesorgt, dass das kirchliche  Beschaffungs- und Einkaufswesen nach sozialen und ökologischen Kriterien ausgerichtet werde, lobte Mikota. Fünf Kirchengemeinden und das Diakonische Werk seien von Anfang an dabei gewesen, und viel sei in Bewegung geraten. „Was Sie auf den Weg gebracht haben, hat mich tief beeindruckt“, sagte die BMZ-Unterabteilungsleiterin.  Im Laufe der Zeit seien dann immer mehr Gemeinden eingeladen worden, fairen Blumenschmuck, Bio-Fleisch oder Recycling-Papier einzukaufen. „Sie haben Strukturen verändert und nachhaltige Spuren hinterlassen – bei den Kommunen, bei den Lieferanten und in der Öffentlichkeit“, erklärte Mikota. Letztlich habe der Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven sich selbst eine Beschaffungs-Leitlinie gegeben, und nach Beendigung des Projekts seien auf landeskirchlicher Ebene finanzielle Mittel für eine Verstetigung  bereitgestellt worden.  „Sie hatten den Mut, groß zu denken und klein anzufangen“, lobte die BMZ-Vertreterin. Ziel und Konzept des Projekts seien hochaktuell, erst recht, wenn man bedenke, dass die Kirche über ein geschätztes Einkaufsvolumen von 6o Milliarden Euro verfüge.  „Bei wirklichem Willen könnte aus Ihrem Weg ein Weg für uns alle werden“, regte Mikota an.        

Der Bamberger Erzbischof Dr. Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, hatte zuvor die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) München-Freising geehrt und ihr bescheinigt, sie engagiere sich nicht in Form einer Patenschaft, sondern im Rahmen einer wirklichen Partnerschaft mit Bolivien, nicht durch Geld-Geben, sondern durch Begegnung, Austausch und Dialog. „Ich bin sicher: Wenn Jugendliche sich für eine solche Arbeit einsetzen, dann ziehen ganz viele mit“, fügte Schick hinzu. „Ihr seid auf der richtigen Spur. Weiter so!“ Prof. Dr. Claudia Warning, Vorstand von Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst, zeichnete das Projekt „Erna goes fair“ der Aktion Dritte Welt Saar aus. Dieses Projekt für faire Landwirtschaft nehme Bauern aus verschiedenen Weltregionen in den Blick und sei aus der Perspektive der Betroffenen in Paraguay du im Senegal konzipiert. So habe das Plakat der Initiative „Deutsche Kühe weiden in Paraguay und scheißen auf die Bauern im Senegal“ Furore gemacht. „Sie kümmern sich aber auch um die Bauern in Deutschland und nehmen deren Zwänge ernst“, würdigte Warning die Preisträger. „Ihr Ziel ist eine Landwirtschaft, die wirklich allen zugutekommt.“ Längst habe das Projekt, das alles andere als provinziell sei, überregionale Ausstrahlung gewonnen. Beim anschließenden „Sofa-Gespräch ohne Sofa“ fügte Warning hinzu, es komme heutzutage darauf an, sich durch solche Projekte gegenseitig anzuregen, zu begeistern und zu stärken.  „Das Feuer, das hier brennt, muss weitergegeben werden, das ehrenamtliche Engagement muss sich möglichst multiplizieren“, forderte die Entwicklungsexpertin.
Gerd Felder

Source: Kirche-Oldenburg