Geöffnete U-Bahnhöfe, Kältebusse und Notbetten: Mit unterschiedlichen Mitteln wollen Kommunen Menschen «auf Platte» vor Schnee, Eis und Frost bewahren. Nach Ansicht der Wohnungslosenhilfe reicht das aber nicht.

Hannover (epd). Die Kältehilfe der deutschen Städte schützt Obdachlose nach Ansicht der Wohnungslosenhilfe nicht ausreichend vor dem Kältetod. Schon vor dem meteorologischen Winteranfang am 1.Dezember seien bundesweit mindestens acht wohnungslose Menschen bei Kälte auf der Straße gestorben, sagte die Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, Werena Rosenke, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Laut einer epd-Umfrage bemühen sich die Städte in Niedersachsen und Bremen mit unterschiedlichen Angeboten darum, Menschen ohne Dach über dem Kopf durch frostige Winternächte zu helfen.

In Hannover schätzt die Diakonie die Zahl der Wohnungslosen auf etwa 3.000, wovon rund 300 auf der Straße leben. Bremen schätzt die Zahl der Wohnungs- und Obdachlosen auf rund 600. Viele andere Städte stellen nach eigenen Angaben keine Schätzungen an. Dort wird wie in den Landeshauptstädten auch allerdings ein «bedarfsgerechtes Angebot» an Notunterkünften vorgehalten. So leben in Braunschweig zurzeit über 200 Menschen in städtischen Einrichtungen, in Osnabrück sind rund 180 Personen bekannt, die «ohne festen Wohnsitz» in der Stadt leben und in Göttingen und Oldenburg nutzen 27 beziehungsweise 20 Menschen die städtischen Notunterkünfte.

Die jeweilige Aufnahmekapazität kann nach Auskunft der Kommunen kurzfristig angepasst werden. Insgesamt sind in Deutschland der Wohnungslosenhilfe zufolge etwa 52.000 Menschen «auf Platte» auf eine Winterunterkunft angewiesen. Geschäftsführerin Rosenke forderte, die Kommunen müssten mehr menschenwürdige Unterbringungsplätze
bereithalten: «Viele Unterkünfte sind überbelegt und es mangelt am Nötigsten.» Die hygienischen Bedingungen seien oft schlecht, es gebe keine Privatsphäre und die Betroffenen dürften ihre Hunde nicht mitbringen.

Neben dem kommunalen Angebot von Schlafplätzen sind beispielsweise Kältebusse der Johanniter in Bremen und Hannover ein weiteres Mittel, um hilflose Menschen zu unterstützen. Hannover werde demnächst auch einen weiteren Kältebus der Caritas unterstützen, kündigte eine Sprecherin an. In Bremen und teils auch andernorts suchen Sozialarbeiter bei frostigen Temperaturen aktiv Obdachlose an ihren Schlafplätzen auf, um ihnen Hilfe anzubieten.

Die Bremer Straßenbahn AG öffnet zudem wohnungslosen Menschen ihre Busse und Straßenbahnen. Sie dürfen bei anhaltender Kälte kostenlos mitfahren und sich aufwärmen, Hunde können angeleint mitgenommen werden. In Hannover steht an kalten Tagen der zentrale U-Bahnhof Kröpke für Obdachlose offen. Rosenke kritisierte allerdings, diese Winteröffnung von U-Bahnhöfen wie sie auch in anderen Großstädten bundesweit praktiziert werde, sei «nur ein allerletzter Notnagel, denn wenn es richtig kalt wird, kann man auch da erfrieren».

Doch trotz Lebensgefahr sträuben sich nach Angaben der Städte immer wieder Menschen dagegen, in eine Unterkunft zu gehen. Ein Sprecher der Bremer Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) sagte, für Streetworker sei es «immer wieder eine bittere Erfahrung, dass es Menschen gibt, die dieses Angebot nicht annehmen, die es kategorisch ablehnen. Es gibt Menschen, die ‘verteidigen’ das Fleckchen Erde, auf dem sie sitzen, ihre ‘Platte’, indem sie den Platz nicht räumen.» Die Helfer versorgen die Bedürftigen dann wenigstens mit Schlafsäcken und Nothilferucksäcken.

Source: Kirche-Oldenburg