Oldenburg/Dortmund (epd). Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die von ihm geplante Widerspruchslösung bei der Organspende verteidigt. Die Organspende bleibe auch mit der Widerspruchslösung eine freie und persönliche Entscheidung, betonte Spahn in einem Gastbeitrag für die Oldenburger «Nordwest-Zeitung» (Sonnabend) anlässlich des Tages der Organspende am 1. Juni: «Die einzige Pflicht wäre, sich Gedanken zu machen.» Ein Nein auszusprechen sei angesichts von 10.000 Menschen, die in Deutschland auf ein lebensrettendes Organ warteten, zumutbar. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte mehr staatliche Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen bei Organspenden und der Verteilung von Spenderorganen gefordert.

Volljährige Bürger gälten nach der neuen Regelung als potenzielle Organspender, erläuterte Spahn. Jeder werde dreimal angeschrieben und darauf hingewiesen. Und jeder könne jederzeit widersprechen. Falls das nicht zu Lebzeiten passiere, würden die Angehörigen nach dem Willen der Verstorbenen gefragt. «Einen Automatismus wird es also nicht geben.»

Nach Ansicht von Schauspieler Christoph Bach (44) ist die Angst vor dem Tod der Grund für die bislang niedrige Bereitschaft zur Organspende. «Die große Mehrheit kann sich ja eigentlich sehr gut vorstellen zu spenden», sagte Bach der «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (Sonnabend). Wirklich eine Entscheidung zu treffen, falle vielen aber offensichtlich noch schwer, weil man sich dafür mit seinem eigenen oder dem Tod von Angehörigen beschäftigen müsse. «Ich glaube, das führt oft dazu, die Entscheidung erst mal aufzuschieben.»

So sei es auch bei ihm selbst gewesen. Er besitze einen Organspendeausweis erst seit den Dreharbeiten zum Film «Das Leben meiner Tochter», der am Donnerstag in die Kinos kommt. Darin spielt Bach den Vater einer Achtjährigen, die auf ein Spenderherz wartet.
«Mit diesen Bildern im Kopf war es für mich eine klare Entscheidung, zu sagen: Ja, ich stelle meine Organe zur Verfügung im Fall der Fälle.»

Die Stiftung Patientenschutz monierte, bislang seien Richtlinien, Organisation, Durchführung und Kontrolle der Organspenden an privatrechtliche Akteure wie Bundesärztekammer oder Krankenhausgesellschaft delegiert. Gerade bei der Kontrolle träten jedoch immer wieder Interessenkonflikte zutage, teilte die Stiftung am Sonnabend mit. Das sorge dafür, dass die Verteilung von Spenderorganen mitunter als ungerecht bewertet werde.

Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung stehen 84 Prozent der Deutschen der «Organspende» grundsätzlich positiv gegenüber. Dennoch verfügten nur rund 36 Prozent über einen Organspendeausweis. Nach einer von der Deutschen Stiftung Patientenschutz in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage, halten jedoch nur 50 Prozent der Befragten das Organspendesystem in Deutschland für gerecht. Darin zeige sich eine «Vertrauens- und Gerechtigkeitskrise», die sich in der zurückhaltenden Bereitschaft zur Organspende manifestiere.
Source: Kirche-Oldenburg