Oldenburg (epd). In der Oldenburger Landesbibliothek haben Wissenschaftler eine eigenhändige Buchmalerei von Albrecht Dürer (1471-1528) entdeckt. Die fantasievolle, farbige Miniatur mit zwei Putten auf delfinartigen Meerestieren und einem Wappen in der Mitte befinde sich auf der Titelseite eines griechischen Textes, der 1502 von Aldus Manutius (1449-1515) in Venedig gedruckt wurde, wie die Landesbibliothek mitteilte. Das Buch mit der knapp 16 Zentimeter breiten und 6,5 Zentimeter hohen Kunstwerk habe seit mehr als 230 Jahren unerkannt im Bestand der Bibliothek geschlummert. Es ist derzeit in einer Kabinettausstellung in der Bibliothek zu sehen.

 

Der spektakuläre Fund sei bei einem Forschungsprojekt zur sogenannten Aldinen-Sammlung der Landesbibliothek gemacht worden, hieß es. Das Buch könne anhand des Wappens der Büchersammlung des Nürnberger Humanisten Willibald Pirckheimer (1470-1530) zugeordnet werden. Es sei zudem gelungen, den Oldenburger Band zweifelsfrei als eines von 14 Büchern zu identifizieren, die 1634 von den Erben Pirckheimers an einen holländischen Sammler verkauft wurden. Alle diese Bücher seien von Dürer auf der Titelseite verziert worden.

 

Bisher sei weltweit der Verbleib von lediglich sechs dieser Bücher bekannt gewesen: Drei befinden sich in der Königlichen Bibliothek Kopenhagen, eines in der Bibliothek der Harvard University in Boston, eines in der National Gallery of Art in Washington D.C. und eines in der hannoverschen Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek. Die Oldenburger Buchmalerei sei in der historischen Quelle von 1634 exakt beschrieben und damit die siebte Dürer-Miniatur aus dieser Reihe, die wiederentdeckt wurde.

 

Dass die Buchmalerei tatsächlich eigenhändig von Dürer ausgeführt wurde, sei aufgrund seiner persönlichen Freundschaft mit Pirckheimer, der glaubwürdigen historischen Quelle und den bisherigen Forschungen zu den Miniaturen in den Büchern der Pirckheimer-Sammlung sehr wahrscheinlich, hieß es. Eine vergleichende kunsthistorische Untersuchung stehe aber noch aus.

 

Seit Oktober 2020 werden sämtliche 263 Aldinen der Landesbibliothek systematisch erschlossen und wissenschaftlich beschrieben. Aldus Manutius habe in seinem Verlag humanistische Gelehrsamkeit und Innovation mit handwerklichen und ästhetischen Spitzenleistungen zusammengeführt, sagte Projektleiter Detlef Haberland. Daher seien seine Drucke schon von Zeitgenossen aus wissenschaftlichen und bibliophilen Interessen sehr geschätzt worden.

 

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Spektakulärer Fund: Malerei von Albrecht Dürer in Buch entdeckt