Blicken Sie manchmal so versonnen ins Leere? Vor meinem Gesicht wedeln dann die Kinder mit der Hand und fragen: „Na, guckst du schon wieder in die nächste Woche?“ Nein, es kommt ganz ungeplant und ist eine leichte Leere, die eben nicht gefüllt wird. Meistens ist es nur ein Moment des Abschaltens, ein Augenblick der Stille, ein wohltuendes Nichts, ohne dass etwas geschehen, etwas gedacht oder gesagt werden muss.

Dreizehn Menschen werfen Blicke nach oben – und, wie Sie sehen, sehen sie nichts. Sie sind im Halbkreis versammelt, einige knien, einige heben Hände, sie tragen verschiedene Kleidung, Tücher, Bärte und Mienen. Mag sein, dass sich in manchen Gesichtern Trauer zeigt oder Erwartung spiegelt – aber das ist kaum zu erkennen. Gemeinsam ist allen eine gewisse Konzentration in der Ausrichtung zur Mitte.

Im Zentrum wird das Nichts dazu noch getragen von einem dunklen, massiven Sockel. Da sind Steine zu erkennen und eine Andeutung von Serpentinen, um hinauf zu gelangen – insgesamt etwa das, was sich Menschen unter einem hohen Berg vorstellen, die nur das norddeutsche Flachland kennen? Das Bild ist eine von unbekannter Hand geschnitzte Szene aus dem Altar der St.-Johannes-Kirche in Bad Zwischenahn, wohl aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Die Bibel erzählt von diesem Augenblick im Übergang vom Lukasevangelium (24,51) zur Apostelgeschichte (2,9). Dort steht nichts über Zahl und Zusammensetzung der Gruppe. Es ist eine Gemeinschaft von Menschen, die nun einmal gerade zusammengekommen waren (2,6). In beiden Fassungen der Szenen verheißt Jesus ihnen Kraft – eine unsichtbare, aber offenbar spürbare Kraft, die mal aus der Höhe kommt (24,49), mal die des Heiligen Geistes genannt wird (2,8).

Wirksam ist diese Kraft darin, dass Jesus diese Menschen Zeugen nennt, sie also zu Beteiligten macht. Spürbar und wirksam ist sie auch darin, dass sich hier große Freude breitmacht (24,52), da neue Bewegung aufkommt (2,12) und dort intensive Gemeinschaft wächst (2,14). Lesen Sie mal nach! Dann füllt sich das Unsichtbare von Himmelfahrt mit Erlebnissen, Gedanken und Perspektiven.

Source: Kirche-Oldenburg