Oldenburg (epd). Immer mehr Jugendliche in Niedersachsen gehen laut einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts in Hannover morgens mit einem Messer zur Schule. «Jugendliche führen immer häufiger Waffen, insbesondere Messer, mit sich – sowohl in der Freizeit als auch in der Schule», sagte Mitautor Sören Kliem der Oldenburger «Nordwest-Zeitung» (Samstag). Im Freizeitbereich sei es mittlerweile mehr als jeder Dritte, der ein Messer dabei habe, in der Schule fast jeder Zehnte. «Statistisch sitzen in jeder Klasse also zwei Jugendliche, die ein Messer dabei haben», sagte Kliem.
Die Forscher haben im Jahr 2017 insgesamt rund 9.000 Neuntklässler befragt. Da es nach 2013 und 2015 bereits die dritte Untersuchung in dieser Form ist, sind Vergleiche möglich. So bilanzieren die Autoren auch eine höhere Gewaltbereitschaft unter den Jugendlichen in Niedersachsen. Kliem sagte, 2017 hätten etwa ein Viertel mehr Jugendliche als 2015 angegeben, in den vergangenen zwölf Monaten mindestens eine Gewalttat ausgeführt zu haben. «Detaillierte Auswertungen zeigen, dass dies maßgeblich auf die Delikte Körperverletzung und Raub zurückzuführen ist.»
Über die Ursachen kann der Psychologe nur spekulieren. «Was wir parallel zum Gewaltanstieg unter Jugendlichen festgestellt haben, ist, dass auch das Schuleschwänzen zwischen den Jahren 2015 und 2017 zugenommen hat. Und wenn Jugendliche die Schule schwänzen, stehen sie nicht unter der Kontrolle von Lehrkräften oder Eltern. In dieser Zeit ist das Risiko, Straftaten zu begehen, entsprechend größer.» Auch der steigende Konsum von Alkohol und harten Drogen sowie der Kontakt zu gewaltbereiten Cliquen spiele eine Rolle.
Besondere Sorgen macht Kliem die Zunahme von Mobbing-Attacken unter Jugendlichen, auch online über soziale Netzwerke. «Jugendliche werden beleidigt, bedroht und bloßgestellt.» Das sei für sie sehr belastend. «Wenn sie Mobbing-Opfer werden, dann neigen sie stärker zu Depressionen oder gar Selbsttötungstendenzen.»
Source: Kirche-Oldenburg