Ein Rückgang bei den Auszubildenden trotz Zuwachs bei den Beschäftigten. Zu dem Ergebnis kommt eine neue Studie. Die Bertelsmann Stiftung fordert deswegen Unterstützung für Kleinst- und Kleinbetriebe. Der Fachkräftemangel sei sonst vorprogrammiert. Während die Arbeitnehmer mehr werden, nimmt die Zahl der Auszubildenden laut einer Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung ab. So sei die Zahl der Beschäftigten zwischen 1999 und 2015 um 12,1 Prozent gestiegen, die Zahl der Auszubildenden aber um 6,7 Prozent gesunken, teilte die Stiftung am Freitag in Gütersloh mit. Zu den Ergebnissen kommen das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen sowie das Institut für Wirtschaftspädagogik und Personalentwicklung der Universität Göttingen. Hierzu hatten die Wissenschaftler die Ausbildungsbeteiligung von Betrieben im Zeitverlauf nach Branchen und Betriebsgröße untersucht.

Der Rückgang der Ausbildungen bei Kleinst- und Kleinbetrieben ist den Angaben zufolge besonders stark. In Kleinstbetrieben mit bis zu fünf Mitarbeitern sei die Zahl der Beschäftigten im Untersuchungszeitraum um 3,2 Prozent, die Zahl der Auszubildenden jedoch um 33,3 Prozent gesunken, hieß es weiter. Bei den Kleinbetrieben mit sechs bis 49 Mitarbeitern wurden zwar 9,1 Prozent mehr Arbeitnehmer beschäftigt, die Zahl der Auszubildenden nahm aber um 11,2 Prozent ab.

Nur die Betriebe mit 50 bis 249 Mitarbeitern verzeichnen der Studie zufolge eine Zuwachs an Auszubildenden um 11,3 Prozent. Großbetriebe mit mehr als 500 Beschäftigten bildeten mit einer Quote von 4,4 Prozent am wenigsten junge Menschen aus, kritisierte die Stiftung. Sie müssten ihre Ausbildungsaktivität steigern, das die über die notwendigen Mittel und Ressourcen verfügten.

Da kleinere Betriebe häufiger Jugendliche mit niedrigeren Schulabschlüssen ausbildeten, bräuchten diese mehr Unterstützung, forderten die Bertelsmann-Projektmanager Clemens Wieland und Lars Thies. Förderinstrumente sollten danach überprüft werden, wie sie bekannter, weniger bürokratisch und passgenauer für kleinere Betriebe werden könnten. Denn zurzeit nutzten größere Betriebe häufiger Unterstützungshilfen.

Wieland und Thies sprachen sich auch für eine Mobilitätsförderung für Auszubildende über 18 Jahre aus. Während in Bayern mehr Ausbildungsplätze unbesetzt als Bewerber unversorgt blieben, sei dies in Nordrhein-Westfalen genau umgekehrt. In Branchen wie dem Lebensmittelhandwerk oder der Gastronomie müssten Arbeitszeiten, Karrierechancen oder Vergütung verbessert werden, forderten sie. Dort bliebe zurzeit ein Drittel der Ausbildungsplätze unbesetzt.

Im vergangenen Jahr konnten den Angaben zufolge 40.000 Ausbildungsplätze nicht besetzt werden, obwohl gleichzeitig rund 80.000 Bewerber ohne Ausbildungsplatz blieben. Bis zum Jahr 2030 schieden zudem rund zehn Millionen Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung aus dem Berufsleben aus. Wenn sich nichts ändere, sei der Mangel vorhersehbar und die Ausbildungslosen von heute, die Arbeitslosen von morgen, urteilten die Stiftungsmitarbeiter.
Source: Kirche-Oldenburg