Oldenburg (epd). Für den «Tag des offenen Denkmals» an diesem Sonntag erwarten die Veranstalter etwa vier Millionen Besucher in ganz Deutschland. Es gelte, rund 7.500 Denkmale wieder oder neu zu entdecken, sagte der Vorsteher der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Steffen Skudelny, in Oldenburg. Erstmals wird die zentrale Eröffnung des Tages in der niedersächsischen Stadt gefeiert. Der Tag steht in diesem Jahr unter der Überschrift «Macht und Pracht». Da sich rund 70 Prozent aller Denkmale in Privatbesitz befänden, könnten sie nur äußerst selten besichtigt werden.

Zur Eröffnung in Oldenburg werden unter anderem Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) und die niedersächsische Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne) erwartet. In Niedersachsen öffnen insgesamt etwa 600 Denkmäler, im Land Bremen 50.

Gerade in der Architektur spiegelt sich nach Angaben der Stiftung das Motto des Tages wieder. Die räumliche Anlage und die Kunstfertigkeit der Arbeiten zeigten über die Jahrhunderte den wirklichen oder vermeintlichen Reichtum ihrer Erbauer. Die gelte für Einzelpersonen, aber auch für Gruppen wie etwa Parteien, Stände oder die Kirche. Bauliche Pracht, aber auch der bewusste Verzicht auf künstlerischen Pomp seien stets Mittel der eigenen Propaganda gewesen.

Die Funktion solcher Prachtbauten lasse sich auch auf Rathäuser, Kirchen, Bürger- und Handelshäuser übertragen. Kirchen in den Städten seien früh mit wertvollen Materialien wie Marmor oder Blattgold ausgestattet worden. Auf dem Lande waren sie oft die ersten Gebäude aus Stein. Die reich ausgestatteten Kirche seien ein Sinnbild für das Ringen der Kirche mit dem Adel um die Macht, hieß es weiter. Auch heute zeige sich Macht und Reichtum in Gebäuden, etwa in Bankgebäuden.

Der Denkmalschutz ist laut Stiftungssprecherin Ursula Schirmer eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dafür wolle der «Tag des offenen Denkmals» werben. Denkmale prägten die Stadtbilder und stifteten Identität. Sie seien berührbare «Dokumente der Geschichte». Ein einmal abgerissenes Denkmal sei unwiderruflich für die nachkommenden Generationen verloren. Rekonstruktionen könnten originale Denkmale nicht ersetzen.

Der «Tag des offenen Denkmals» lädt in Deutschland seit 1993 jeweils am zweiten Sonntag im September zu Besichtigungen ein. Er wird von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit Sitz in Bonn koordiniert und ist der deutsche Beitrag zu den «European Heritage Days» unter Schirmherrschaft des Europarates. Die Stiftung Deutscher Denkmalschutz fördert alljährlich Restaurierungsarbeiten mit Millionenbeträgen. Sie hat eine kostenlose App für Smartphones entwickelt, in der alle offenen Denkmale und Hintergrundinformationen enthalten sind.
Source: Kirche-Oldenburg