Wilhelmshaven (epd). Isolation und die zunehmende Hetze im Alltag führen nach Beobachtungen der Wilhelmshavener Telefonseelsorgerin Christhild Roberz zu einem wachsenden Gesprächsbedarf. Gerade einsamen Menschen höre keiner zu, sagte Roberz (60) am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). «Die Leute haben immer weniger Zeit, miteinander zu reden.» Einsamkeit sei einer der wichtigsten Gründe für Menschen, zum Hörer zu greifen und bei der Telefonseelsorge anzurufen. Roberz leitet seit November 2011 die Telefonseelsorge Friesland-Wilhelmshaven, die gerade ihr 30-jähriges Bestehen feiert.
Auch Suizidgedanken, depressive Stimmungen und Ängste lassen Roberz zufolge Ratsuchende die Nummer der Telefonseelsorge wählen.
Überdies geht es um Probleme in der Beziehung, in der Nachbarschaft, Mobbing in der Schule oder am Arbeitsplatz, Arbeitsplatzverlust, Sucht, Krankheit, Sinnkrisen oder spirituelle Fragen.
Derzeit engagieren sich 32 Ehrenamtliche in der Telefonseelsorge Friesland-Wilhelmshaven, darunter fünf Männer. Jährlich sind es etwa 4.000 Anrufe, die vom Wilhelmshavener Team angenommen werden.
Schnelle Ratschläge und Tipps zur Bewältigung einer Krise seien dann nicht gefragt. «Wir sind da, hören zu, haben Zeit», fasste Diplom-Theologin Roberz zusammen und fügte hinzu: «Das tut den Menschen gut, die bei uns anrufen.»
Das Jubiläum soll am kommenden Sonnabend (20. Oktober) mit einem Gottesdienst in der evangelischen Banter Kirche gewürdigt werden. Wer außerdem Lust hat, sich ehrenamtlich im Dienst zu engagieren, kann sich laut Roberz unter der Mailadresse telefonseelsorge@kirche-am-meer.de melden. Gefragt seien Offenheit, Einfühlungsvermögen «und eine große Menschenfreundlichkeit», betonte die Leiterin. Die Telefonseelsorge selbst bereite die Ehrenamtlichen über ein Jahr mit einer 150-stündigen Ausbildung auf ihre Einsätze vor.
Source: Kirche-Oldenburg