Die lutherische Kirche in Lettland will auch weiterhin an der Abschaffung der Frauenordination festhalten. «Unsere Bilanz ist eher ernüchternd», sagte die hannoversche Pastorin Hanna Kreisel-Liebermann am Freitag nach einem Besuch des baltischen Staates dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Hannover. Kreisel-Liebermann gehörte zu einer internationalen Delegation evangelischer Theologinnen, die in den vergangenen Tagen eine «Ermutigungsreise» ins lettische Riga unternommen hatten, um ihre Solidarität mit den Theologinnen des Landes zu zeigen. Nach einem Synodenbeschluss von Mai 2016 wird den Frauen dort die Ordination verweigert.
   
«Das Fazit unseres Besuchs ist leider eindeutig», sagte Kreisel Liebermann: «Die Evangelisch-Lutherische Kirche Lettlands fühlt sich vom Ausland gemobbt und versteht die Kritik nicht.» Für die Kirchenvertreter sei es nicht nachvollziehbar, dass «etwas in ihren Augen so Unwichtiges wie die Frauenordination zu einer Bekenntnisfrage, also einem zentralen Punkt des Glaubens, gemacht wird». Die lettische Kirche habe sogar in ihrer Verfassung aufgenommen, dass Frauen keine Pastorinnen werden dürfen. Erzbischof Janis Vanags hatte bereits bei seiner Wahl 1993 verkündet, dass er ein Gegner der Frauenordination sei. Folglich wurden bereits in den vergangenen 20 Jahren keine Frauen ordiniert.
   
Pröpstin Martina Helmer-Pham Xuan aus Königslutter sagte, es seien bereits viele Theologinnen ins Ausland gegangen. Zwar seien die Theologiestudentinnen engagierte und gut ausgebildete Frauen, aber ohne Berufsaussichten ginge die Zahl der Studentinnen rapide zurück. Frauen könnten nun lediglich in vom Staat bezahlten Ämtern als Theologinnen tätig sein. Dazu gehörten Krankenhäuser, Universitäten und Gefängnisse, wo sie großartige Arbeit leisteten.
   
Zu den Hauptkritikern in Deutschland gehört die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland. Sie hat entschieden, sich zwar auch weiterhin für die lettische Kirche zu engagieren, allerdings nicht mehr über offizielle Wege. Unterstützt würden weiterhin Gemeinden, diakonische Projekte und Initiativen.
   
Die Reise wurde von dem Konvent evangelischer Theologinnen (KET) in Hannover/Niedersachsen initiiert und vom Bundeskonvent begleitet. Diese gemeinnützigen Vereine fördern die Zusammenarbeit von Theologinnen im In- und Ausland. Die Landeskirchen von Braunschweig und Hannover haben sich finanziell beteiligt.

epd
Source: Kirche-Oldenburg