Bremen (epd). Das Bremer Übersee-Museum und der Senat der Hansestadt bereiten sich auf die Rückgabe menschlicher Gebeine der Maori und der Moriori aus der Sammlung des Völkerkunde-Museums an den Staat Neuseeland vor. Dazu wird am Donnerstag unter anderem eine Delegation von Nachfahren der neuseeländischen Ureinwohner in Bremen erwartet, sagte am Montag Museumsdirektorin Wiebke Ahrndt. Für die Übergabe sei eine Zeremonie geplant, die nach strengen Riten ablaufe. So dürfe den Gebeinen nicht der Rücken zugekehrt werden, niemand dürfe zu spät kommen und zu früh gehen. Das gebiete der Respekt.
Es ist Ahrndt zufolge in Deutschland die bisher einzige Rückgabe an diese Volksstämme, die Medien verfolgen dürfen. Die Gebeine kommen in fünf Gefäßen zunächst in das «Te Papa Museum» in Wellington, das von der neuseeländischen Regierung den Auftrag bekommen hat, Rückführungen dieser Art weltweit zu organisieren. Maori und Moriori glauben, dass die Gebeine beseelt bleiben. Sie sehen in den Knochen nicht nur eine sterbliche Hülle, sondern verehren sie als Ahnen.
Zum Ritual im Übersee-Museum gehören neben einer Prozession auch Reden und Gesänge sowie das Blasen eines Schneckenhorns. Nach der Unterzeichnung eines Übergabe-Dokumentes im Lichthof des Museums sind die offiziellen Vertreter aus Neuseeland und Deutschland eingeladen, «Hongis» auszutauschen, den traditionellen Nasenkuss der Maori. Dabei werden die Nasen aneinandergedrückt. «Ein Symbol dafür, dass man Gedanken und Atem teilt», erläuterte Ahrndt.
Im Auftrag Neuseelands hatte das Te Papa Museum 2013 in Bremen angefragt, ob das Übersee-Museum im Besitz von Gebeinen ist. Der Senat beschloss dann im Mai vergangenen Jahres, dass die Gebeine zurückgegeben werden sollen. Die Moriori-Knochen stammen von einer Forschungsreise, die der Gründungsdirektor des Übersee-Museums, Hugo Schauinsland, Ende des 19. Jahrhunderts nach Neuseeland und auf die Chatham-Inseln unternommen hat.
Es handelt sich dabei um zwei Skelette, 13 Schädel sowie weitere Skelett-Teile. Weiterhin befinden sich nach Angaben des Senats neun Schädel von Maori in den Sammlungen. Sieben erwarb das Museum 1906 von einem Händler. Über die weiteren Schädel gebe es keine genauen Eingangsbelege, hieß es.
Mit seinen Ausgrabungen habe Schauinsland «eine Grenze überschritten», sagte Direktorin Ahrndt. «Er hätte fragen sollen, ob er die Gebeine mitnehmen darf – und er wusste, dass er ein Nein bekommen hätte.» Deshalb habe er nicht gefragt. Bereits 2006 hatte das Übersee-Museum zwei Maori-Köpfe, sogenannte «Toi Moko», an das Te Papa Museum zurückgegeben. Neuseelands Ureinwohner bewahrten die Schädel ihrer Vorfahren zur Erinnerung auf. Koloniale Seefahrer verschleppten viele davon.
Source: Kirche-Oldenburg