Hannover (epd). Angesichts steigender Getreidepreise infolge des Kriegs im wichtigen Anbauland Ukraine warnen Landwirtschaftsvertreter und Hilfsorganisationen vor einer globalen Krise und wachsendem Hunger auf der Welt. Die Getreidepreise am Weltmarkt seien bereits im Herbst 2021 nach den Corona-Lockdowns stark gestiegen, sagte Udo Hemmerling, Vize-Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, dem «RedaktionsNetzwerk Deutschland» (Donnerstag). Dies setze sich nun weiter fort. Rafaël Schneider von der Welthungerhilfe sagte, Handelsbeeinträchtigungen infolge des Kriegs träfen vor allem Länder im Nahen Osten und Afrika, die teilweise 70 Prozent ihres Weizens importierten.

 

Hemmerling erklärte, durch die Kriegshandlungen sei in den Schwarzmeerhäfen die Schiffsverladung unterbrochen. Betroffen seien vor allem die Verbraucherländer im arabischen Raum, der Türkei, Nordafrika und Asien. «In der Ukraine scheint eine reguläre Frühjahrsbestellung der Äcker wegen des Krieges nicht mehr möglich», sagte er. «Landwirte gehen in den Militärdienst; ebenso werden Diesel und Traktoren dorthin abgegeben.»

 

Schneider erklärte, auch arme Menschen in westlichen Ländern könnten steigende Lebensmittelpreise zu spüren bekommen. «Der Krieg führt nicht nur in der Ukraine, sondern weltweit zu Menschenrechtsverletzungen», sagte er. «Das Menschenrecht auf angemessene Ernährung wird für Millionen Menschen in fahrlässiger Weise bedroht.» Länder wie Deutschland seien gefordert, ihre Unterstützung für Hungerbekämpfung und ländliche Entwicklung auszubauen.

 

Marita Wiggerthale, Agrarexpertin der Hilfsorganisation Oxfam, sagte, die höheren Preise für Weizen und Mais träfen im globalen Süden auf Gesellschaften, die durch die Corona-Krise bereits sehr in Mitleidenschaft gezogen seien. Die Menschen dort hätten keine Reserven mehr, sagte sie den Zeitungen. Steigende Lebensmittelpreise würden in vielen Regionen zu mehr Hunger führen.

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Ukraine-Krieg: Hilfsorganisationen warnen vor wachsendem Hunger