Loccum/Osnabrück (epd). Der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies (SPD) hat auf einer Fachtagung in Loccum gefordert, künftig nur noch wiederverwertbare Materialien in den Umlauf zu bringen. Derzeit würden nur etwa zwölf Prozent weiterverwertet, sagte der Minister laut einer Mitteilung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) von Donnerstag. Bei der dreitägigen Konferenz diskutierten rund 120 Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft in der Evangelischen Akademie Loccum über die Umweltbelastung durch Plastikmüll.
Nach Angaben der Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven Antje Boetius bestehen drei Viertel des Abfalls in den Meeren aus Kunststoff. «Alles, was wir an Land tun, hat Konsequenzen für das Meer», unterstrich die DBU-Umweltpreisträgerin des vergangenen Jahres. In Spitzbergen nahe dem Nordpol sei die Menge des angeschwemmten Plastikmülls teilweise identisch mit dem in chinesischen Flüssen. Zehn Prozent davon komme aus Deutschland, häufig aus der Fischerei. Den Müll «großräumig» wieder einzusammeln, könnte der Umwelt erheblich schaden.
Jürgen Bertling vom Fraunhofer-Institut «Umsicht» sagte, jeder Deutsche gebe jährlich rund 5,4 Kilogramm in die Umwelt ab. Davon sei nur etwa ein Viertel sichtbar, der Rest sei Mikroplastik. Allein der Straßenverkehr verursache durch Reifenabrieb rund 130.000 Tonnen Mikroplastik jährlich. «Der Straßenverkehr ist auch das Sorgenkind der Kunststoffproblematik, nicht nur des Klimaschutzes», betonte Bertling.
Dennoch seien Kunststoffe nicht «per se zu verteufeln», hieß es. Die Unternehmen müssten vor allem qualitativ hochwertige und recycelbare Produkte herstellen. Für einen gesellschaftlichen Wandel seien neben Gesetzgebern, Herstellern und dem Handel auch die Konsumenten verantwortlich. Letztere müssten vor allem mit ihren Gewohnheiten und Bequemlichkeiten kämpfen, um ihr Verhalten zu ändern. Diese Hürden könnten aber genommen werden.
Source: Kirche-Oldenburg