Hannover/Loccum (epd). Der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) hat ein Verbot der flächendeckenden Anwendung von Pflanzengiften gefordert. Insbesondere der Einsatz von Glyphosat werde zur «tickenden Zeitbombe für die Insektenbestände, den Vogelschutz und die Nahrungsmittelproduktion», sagte der Minister am Freitag auf einer Veranstaltung zum Artenschutz in der Evangelischen Akademie in Loccum. Sowohl der Unkrautbekämpfer Glyphosat als auch die als «Neonicotinoide» betitelten hochwirksamen Insektengifte müssten vom Markt genommen werden.
Pflanzengifte hätten ohne Zweifel in Verbindung mit der Überdüngung und der allgemeinen Reduzierung der Grünflächen einen «schädlichen Einfluss auf die Entwicklung der Artenvielfalt», betonte Wenzel. Hier müsse auch vorsorglich eingegriffen werden. Der aktuell nachgewiesene massive Rückgang der Insektenpopulation könne das gesamte Ökosystem aus dem Tritt bringen, wenn sich diese Entwicklung fortsetze. Der Minister bezog sich auf eine neue Studie der niederländischen Universität Nijmwegen, wonach in Deutschland die Zahl der Fluginsekten seit 1989 um rund drei Viertel zurückgegangen ist.
Niedersachsen gehört Wenzel zufolge mit etwa 40.000 Tier- und Pflanzenarten noch zu den artenreichsten Bundesländern. Mittlerweile müssten jedoch rund 40 Prozent davon zu den gefährdeten Arten gezählt werden. Kritisch seien neben dem Einbruch bei den Insektenpopulationen auch die starken Rückgänge bei den Wiesenvogelarten wie Kiebitz und Uferschnepfe. Zum Teil habe sich der Brutbestand in den letzten 20 Jahren mehr als halbiert.
Source: Kirche-Oldenburg