Lüchow (epd). Atomkraftgegner haben mit Verwunderung auf die wahrscheinliche Verschiebung von Castortransporten mit hochradioaktivem Müll aus ausländischen Wiederaufarbeitungsanlagen nach Deutschland reagiert. «Jahrelang hat man der Öffentlichkeit weismachen wollen, dass die Castortransporte zügig zu erfolgen haben», sagte am Sonnabend Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Sachliche Einwände gegen die Lieferungen seien stets mit dem Verweis auf angeblich völkerrechtlich bindende Verträge «vom Tisch gewischt» worden.

Nach einem Medienbericht soll die Lieferung von 26 Castoren aus dem britischen Sellafield und dem französischen La Hague statt wie ursprünglich angekündigt in diesem Jahr nicht vor 2019 beginnen. Die Betreiber der deutschen Atommüllzwischenlager hätten bislang keine Anträge bei der zuständigen Behörde gestellt, hieß es darin unter Berufung auf das Bundesumweltministerium. Zudem seien Probleme zur Beladung der Behälter nicht geklärt.

Um eine weitere Vorfestlegung auf den Salzstock Gorleben als möglichen Endlagerstandort zu vermeiden, hatte der Bundestag 2014 durch eine Änderung des Atomgesetzes Castortransporte ins Wendland gestoppt. Die 26 noch ausstehenden Behälter sollten stattdessen in Zwischenlager an den deutschen AKW-Standorten gebracht werden. Nach langen Verhandlungen hatten Bund und Länder sich auf Transporte in die Lager in Biblis (Hessen), Brokdorf (Schleswig-Holstein), Isar
(Bayern) und Philippsburg (Baden-Württemberg) verständigt.
Source: Kirche-Oldenburg