Bremen (epd). Der Bremer Vorschulexperte Carsten Schlepper fordert vor der weiteren Einführung von beitragsfreien Kindergartenjahren höhere Investitionen in die Qualität der Tagesstätten. «Darin sind wir uns mit Eltern und Elternverbänden einig», sagte der neue Vorsitzende der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder dem Evangelischen Pressedienst (epd). Schlepper war am Dienstag an die Spitze des Verbandes gewählt worden. Unter dem Dach der Diakonie vertritt er die Interessen von bundesweit 9.200 Einrichtungen mit mehr als 100.000 Fachkräften und 560.000 Kita-Plätzen.

In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen beispielsweise ist das letzte Kindergartenjahr vor der Einschulung beitragsfrei. In Rheinland-Pfalz sind die Gebühren landesweit für alle Kinder ab dem zweiten Lebensjahr abgeschafft. Auch Hessen hat angekündigt, die Gebühren weitgehend abzuschaffen. In anderen Bundesländern wird darüber diskutiert. Schlepper sagte, zunächst müsse das Geld in den Ausbau der Qualität fließen, etwa durch mehr Personal. Außerdem fehle in vielen Kitas Zeit für die Vor- und Nachbereitung der Gruppenarbeit sowie für Leitung und Verwaltung.

Eine Beteiligung des Bundes an den Kosten der Kinderbetreuung sei der richtige Weg. Der Bundestag hatte im April ein Gesetz zum weiteren Ausbau der Kindertagesbetreuung verabschiedet. Damit machte das Parlament einstimmig den Weg für 100.000 zusätzliche Betreuungsplätze frei. Den Bundesländern und Kommunen stellt der Bund von 2017 bis 2020 dafür weitere 1,13 Milliarden Euro zur Verfügung.

Diese Finanzierung dürfe in den Koalitionsvereinbarungen der nächsten Bundesregierung nicht auf der Strecke bleiben, mahnte Schlepper. Perspektivisch müsse sich der Bund dauerhaft am Betrieb der Tagesstätten beteiligen. Das von der ehemaligen Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) auf den Weg gebrachte Qualitätsentwicklungsgesetz sei in diesem Zusammenhang richtig, betonte Schlepper, der auch den Bremer Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder leitet.

Ein wachsendes Problem in den Tagesstätten sei zudem der Fachkräftemangel, dem mit flexibleren Ausbildungsgängen begegnet werden müsse. Neben der grundständigen Fachschulausbildung seien berufsbegleitende und praxisintegrierte Konzepte gefragt. Überdies müsse die Ausbildung bezahlt werden, um den Einstieg in den Beruf attraktiver zu gestalten.
Source: Kirche-Oldenburg