Am Volkstrauertag, 15. November, hat die Ev.-luth. Kirchengemeinde Blexen in einem Gottesdienst in der St.-Hippolyt-Kirche der 154 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter gedacht, die durch harte Arbeit und menschenunwürdige Zustände im Lager Papenkuhle zu Tode gekommen sind. Die Stadt Nordenham hatte zum diesjährigen Volkstrauertag 75 Jahre nach Kriegsende die Grabstätte aufgewertet und mit zwei Stelen versehen. Auf ihnen sind nun die Namen der 154 dort Begrabenen in deutscher und russischer Sprache aufgeführt.
„Die Würde beginnt mit dem Namen“ sagte Bischof Thomas Adomeit in seiner Predigt, in der er den Bogen vom ersten „Bestseller“ der Geschichte, dem Anti-Kriegsroman „Im Westen nichts Neues“, bis in die Gegenwart schlug. Die Bibel erinnere uns am Ende des Kirchenjahres an die Endlichkeit unseres Lebens, aber sie lenke gleichzeitig den Blick über den Tod in Gottes Ewigkeit hinaus. Leid durch Krankheit und Tod gehörten zum Leben dazu, aber ein anderes seien Leid und Sterben, die durch unzählige Kriege in die Welt gebracht wurden und werden. Adomeit begrüßte die Initiative der Stadt Nordenham, der Grabstätte nun einen angemessenen Rahmen und den zu Tode Gekommenen ihre Namen und ihre Würde zurückzugeben.
Kreispfarrerin Christiane Geerken-Thomas ging im Gottesdienst in einer kurzen Ansprache auf die näheren Umstände der Internierung ein und verband sie mit persönlichen Erfahrungen ihrer Familie auf einem Soldatenfriedhof auf Kreta. Dort entdeckten ihre Kinder auf den Namenstafeln Mitglieder der eigenen Familie, die dort ihr Leben gelassen haben. „Gedenkorte wie der in Blexen sind heute notwendiger denn je, damit wir die Schrecken des Krieges nicht vergessen und uns zum Frieden mahnen lassen“, so die Kreispfarrerin.
Anders als geplant konnte die Kantorei Blexen unter der Leitung von Kreiskantor Gebhard von Hirschhausen aufgrund der aktuellen Corona-Bestimmungen nur in der Besetzung von vier Sängerinnen und Sängern auftreten und den Gottesdienst mitgestalten. Aber auch so setzten sie zwischen den Elementen des Gottesdienstes bewegende musikalische Akzente.
Aufgrund der aktuellen Infektionslage mussten auch das anschließende Totengedenken zum Volkstrauertag und die Kranzniederlegungen am Hochkreuz auf dem Friedhof I und bei den Zwangsarbeitern auf dem Friedhof II unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Bischof Thomas Adomeit, Bürgermeister Carsten Seyfahrt und Kreispfarrerin Christiane Geerken-Thomas zeigten sich nach der Kranzniederlegung und einem stillen Gedenken an der neuen Stätte beeindruckt von ihrer schlichten, würdigen Neugestaltung.
Seit dem Volkstrauertag informiert nun auch eine am Eingang zum Friedhof platzierte Tafel die Besuchenden über die Hintergründe des Arbeitslagers und der Grabanlage. Sie wurde vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge erstellt.
Bürgermeister Seyfahrt bedauerte die kurzfristige Absage der offiziellen Gedenkfeier zur Vorstellung der neuen Anlage, betonte aber, dass diese nachgeholt werde, sobald die Umstände eine Planung wieder möglich machen.
Ein Beitrag von Pfarrer Dietmar Reumann-Claßen.
Kranzniederlegung auf dem Friedhof mit Bischof Thomas Adomeit (re.) und Bürgermeister Carsten Seyfahrt (li.). Foto: Nordwestzeitung/Rolf Bultmann
Kranzniederlegung auf dem Friedhof mit Bischof Thomas Adomeit (re.) und Bürgermeister Carsten Seyfahrt (li.). Foto: Nordwestzeitung/Rolf Bultmann
Die Grabstätte habe nun einen angemessenen Rahmen und habe den zu Tode Gekommenen ihre Namen und ihre Würde zurückgeben, so Bischof Adomeit. Foto: Dietmar Reumann-Claßen
Geschichts- und Erinnerungstafel am Eingang zum Friedhof in Blexen. Foto: Dietmar Reumann-Claßen
Kirche-Oldenburg
Volkstrauertag: „Die Würde beginnt mit dem Namen“