Am Sonntag, den 10. September, eröffnet die Städtische Galerie Delmenhorst in Kooperation mit der Citykirchenarbeit der Stadtkirche Delmenhorst die Ausstellung „Katarzyna Kozyra. Looking For Jesus. Interviews From The Archive“ in der Stadtkirche Zur Heiligen Dreifaltigkeit. Eine einstündige dokumentarische Videoarbeit der international bekannten Künstlerin Katarzyna Kozyra mit dem Titel „Looking for Jesus. Interviews From The Archive“ wird nach dem Gottesdienst (10 bis 11 Uhr) um 12 Uhr eröffnet. Die Künstlerin wird anwesend sein. Zwischen Gottesdienst und Eröffnung gibt es eine Erfrischung.

Dr. Annett Reckert, Städtische Galerie Delmenhorst, und Pfarrer Thomas Meyer, Stadtkirche Zur Heiligen Dreifaltigkeit, Delmenhorst sprechen zur Eröffnung ein Grußwort. Anschließend führt Kuratorin Aneta Palenga, Städtische Galerie Delmenhorst, in die Videoarbeit ein.
 
„Sind Sie Jesus oder glauben Sie, sie sind Jesus?“ – „Ja, ich bin Jesus“ – „Dann müssen wir Ihnen folgen“ Da ist ein Mann mit langen Haaren und Bart, der eine lange, weiße Robe trägt und eine orthodoxe Christin wiederholt in Dauerschleife die sieben Wunder, die sie in ihrer Kirche erlebte. Ein afro-amerikanischer Jazz-Musiker berichtet der Bewegung, die sich „Black Hebrews“ nennt, während ein anderer fröhlich „Taxi Jesus“ ruft und auf einen Eselsritt einlädt. Die polnische Video- und Performancekünstlerin Katarzyna Kozyra (geboren 1963 in Warschau) reist seit 2012 nach Israel, um Menschen zu begegnen, die von sich behaupten sie seien der Messias. Damit untersucht sie ein Phänomen, das gemeinhin unter der Bezeichnung „Jerusalem-Syndrom“ verhandelt wird. Für ihre Videoarbeit begibt sie sich, begleitet von einem Filmteam und Übersetzern, in die Rolle einer Forscherin und wird selbst zur Suchenden. Zahlreiche teils sehr bizarre Interviews mit Menschen, die sich als Auserwählte und Verkünder vorstellen, zeigen unterschiedliche Wege der Glaubensauslebung und dessen Rolle in unserer Wirklichkeit.

Als eine der bekanntesten gegenwärtigen polnischen Künstlerinnen steht Katarzyna Kozyra synonym für opulente wie provokante Videoarbeiten. Identität, Geschlecht und Vergänglichkeit sind dabei ihr leitendes Interesse. Stets nutzt sie ihren eigenen Körper als „Ausgangsmaterial“. Dabei schlüpft sie selbst in verschiedene Rollen: In der Transformation zum Pop Star, zur Opernsängerin, zum anderen Geschlecht oder als Reinkarnation von Édouard Manets „Olympia“ kann man der Künstlerin in ihren Videoarbeiten begegnen.

Mal ehrlich neugierig, mal nachdenklich und skeptisch. Ist die Person wirklich davon überzeugt Jesus zu sein? Oder handelt es sich um touristische Schausteller und Scharlatane? In Jerusalem, einem Melting Pot der Kulturen und des Pilgertourismus, führen die Gespräche unweigerlich auch in Fragen der Auslegung von Heiligen Schriften und des Aussteigertums. Einer Vision oder Idee folgend leben diese Menschen ihre Selbstwahrnehmung und verkünden sie in unterschiedlicher Weise. Schließlich geht es mit Jesus oder Jeshua um eine Figur, an der sich die Gemüter seit jeher erhitzen: Jesus, Gottessohn und Erlöser, oder Jesus, Gotteslästerer und Rebell. Auch heute noch löst seine Person eine anhaltend große Faszination aus. Die Sehnsucht nach Vorbildern, Ikonen, Stars und Helden, nach Erhabenheit und Erlösung ist nach wie vor groß. Gerade heute in schwindenden Mitgliederzahlen von Glaubensgemeinden auf der einen Seite und wachsendem Dogmatismus auf der anderen haben Sinnsuche, Pilgerreisen und Propheten aller Art wieder Konjunktur. Nicht zuletzt geht auch von Künstlerinnen und Künstlern eine besondere, ins Sakrale reichende Anziehungskraft aus.

Erstmals wird die Videoarbeit „Looking for Jesus“ in einer aktiven Gemeindekirche präsentiert. Katarzyna Kozyra erinnert mit einem installativen Eingriff an den Grundriss der Kirche aus dem Jahr 1789. In der speziell für Delmenhorst geschnittenen Version zeigt Katarzyna Kozyra eine Auswahl von Interviews ihrer geplanten Kinoversion.

Unterstützt wird die Ausstellung vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, dem Freundeskreis Haus Coburg e.V. und der Citykirchenarbeit an der Stadtkirche Delmenhorst.
 
Source: Kirche-Oldenburg