Bremen (epd). Der Bremer Kita-Experte Carsten Schlepper hat die Entscheidung der Bremischen Bürgerschaft kritisiert, den Besuch einer Kindertagesstätte ab dem dritten Lebensjahr beitragsfrei zu stellen. «In Bremen sind die Beiträge bereits sozial gestaffelt. Nur, wer es sich wirklich leisten kann, zahlt noch für die Kita», sagte Schlepper am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er leitet in Bremen den Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder. Seiner Ansicht nach müsse jeder zusätzliche Euro vom Bund in die vergütete Ausbildung neuer Fachkräfte und den Qualitätsausbau der Kitas fließen.

Die Bürgerschaft habe ein «fatales Wahlversprechen der SPD» eingelöst«, sagte Schlepper. Zwar begrüße er das Ziel der Beitragsfreiheit, »aber es kommt zur falschen Zeit«. Angesichts des großen Fachkräftemangels müssten zunächst andere Prioritäten gesetzt werden.

Zwar werde stets von den Behörden behauptet, die Beitragsfreiheit gehe nicht zulasten der Qualität, »aber da bleibe ich skeptisch«, unterstrich Schlepper. In Bremen zahlten die Eltern jährlich noch rund 20 Millionen Euro für die Betreuung ihrer Kinder. Vom Bund sei mit fünf Millionen Euro zu rechnen, die jedoch nur teilweise für die Beitragsfreiheit genutzt werden dürften. Der Rest müsse vom Land Bremen gestemmt werden. »Wie soll das gehen?«, fragte Schlepper.

Vertreter der SPD und der Grünen begrüßten dagegen die Entscheidung des Bremer Landesparlamentes vom Mittwoch. »Mit der Beitragsfreiheit unterstützen wir Familien mit einem durchschnittlichen Einkommen und wollen junge Familien in Bremen und Bremerhaven halten oder zum Hierherziehen motivieren«, sagte der Sprecher für Kinder und Bildung in der SPD-Fraktion, Mustafa Güngör. Viele weitere Eltern könnten nun leichter davon überzeugt werden, ihr Kind in eine Kita zu schicken.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Maike Schaefer sagte, »das Geld, das wir in die frühkindliche Bildung stecken, ist gut investiertes Geld". Mit der Kita-Beitragsfreiheit könnten noch mehr Kinder von der frühkindlichen Bildung in der Kita profitieren. Dort werde die Grundlage gelegt, um Kindern die Chance für eine erfolgreiche Entwicklung zu eröffnen. Zugleich ermögliche die Kinderbetreuung die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Source: Kirche-Oldenburg