„Die Bibel steht als Buch der Bücher in der Mitte des Glaubens. Gewissermaßen wie an eine große Schwester lehnen sich im Regal weitere Bücher an sie an", sagte Bischof Jan Janssen und meinte das umfangreiche Buchangebot der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. Dies seien Bücher, die Geschichte und einzelne Lebenswege in Erinnerung halten; die Forschung und Lehre dienen; die unterhalten und Rat geben und die in Bildern die Welt deuten.

Dass das Buchangebot weit über die Auslegung der Heiligen Schrift hinaus geht, zeigte der Bischof gemeinsam mit seinen Mitarbeitenden Karen Jens, Heike Ennen-Hansing, Margarethe Schöbel und Gerd Witte. Das Team stellte die Angebote der vier Bereiche Bibliothek im Ev.-Luth. Oberkirchenrat, Archiv, Medienstelle und Ev. Büchereiarbeit vor.

Am vergangenen Donnerstagabend hatte die Oldenburgischen Bibliotheksgesellschaft in den Vortragsraum der Landesbibliothek Oldenburg eingeladen. Prof. Dr. Detlef Haberland, Vorstand der Oldenburgischen Bibliotheksgesellschaft, kündigte an, einen „Blick in die verschiedenen Bibliotheken des Oldenburger Landes zu werfen." Den Auftakt mache die Kirche als entscheidender Faktor in der Gesellschaft sowie die enge Verbindung von Kirche und Lesen.

Für Bischof Jan Janssen klingt der Titel „Was liest du? (Lukas 10,26)" nach einem neuen Bestseller auf dem Büchermarkt und nach einem Gespräch über frisch Gelesenes in der Buchhandlung seines Vertrauens. Es gäbe eine Fülle von Literatur, die zum Leben ermutigt, die das Leiden teilt, die neue Hoffnung schenkt oder die von Liebe und Gottvertrauen erzählt. „Diese Literatur ist uns kostbar. Die Menschen der Bibel, dieses Buches der Bücher, sind ein Volk von Lesenden." Bischof Janssen nannte etliche Zitate aus der Bibel über die Aufforderung sowie Tipps zum Lesen. „Lassen Sie sich heute auch daran erinnern, mal wieder im Buch der Bücher zu lesen: Denn ja: das Lesen des Wortes Gottes schafft Glückseligkeit!", schloss der Bischof, bevor seine Fachleute die kirchlichen Bereiche und Angebote vorstellten.

Karen Jens, Leiterin des Archivs
„Es ist rechtlich verankert, dass die Bibliothek da sein soll", wies Karen Jens auf die rechtliche Grundlage hin. Bereits im 8. Jahrhundert seien die Anfänge zu finden, jedoch 600 Jahre später erst, im Jahr 1390, der nächste Nachweis. Nach der Reformation 1531 folgte 1548 die erste Kirchenordnung. „Erst da begann die Verwaltung, und nach der 2. Kirchenverordnung, 1725, wurde 1769 das General-Archiv gegründet. Über die Jahrhunderte gibt es einen fast lückenlosen Nachweis, das ist etwas Besonderes", betonte sie. Die einzelnen Pfarrbezirke würden eigene Unterlagen mit vielen Überlieferungen und Geschichten über das Kirchen- und Gemeindeleben führen.

Nachgefragt würden hauptsächlich Eintragungen in Kirchenbüchern, sagte die Expertin. Das Archiv stehe allen Interessen zur Verfügung. „Wir freuen uns über Besucher", betonte sie. Auf Anmeldung würde bei der Suche beraten. Gesammelt würden Nachfragen und Interessen, um so gezielt zu forschen.

Gerd Witte, Leiter der Bibliothek
Seit 1990 leitet Gerd Witte die Bibliothek im Oberkirchenrat. Er ging auf die Anzahl der Medien und die Entwicklung ein. Der Anfang war durch personenbezogene Bestände geprägt. Den Grundstock legte Nicolaus Johann Ernst Nielsen (1806-1883) der 1853 als Oberhofprediger und Kirchenrat nach Oldenburg kam. Nach seinem Tod schenkte die Familie seine etwa 100 bis 200 Bücher der Kirche. Nur langsam entwickelte der Bestand der Bücherei durch weitere Oberkirchenräte, die ihre Bücher mitbrachten. Der 1. Katalog enthielt Ende 1920 die Auflistung über 600 Bände. In den 70er Jahren wurde die kirchliche Bibliothek fachlich betreut und 1500 Bände erfasst. Bereits zu der Zeit entstand die Kooperation mit der Landesblibliothek Oldenburg, die ein Nachschlagewerk integrierte.

Gerd Witte zählte die Aufgaben der Bibliothek im Oberkirchenrat auf: „Literaturversorgung, Information vermitteln, Materialien und Dienstleitungen zu Verfügung zu stellen, und das für alle Interessierten, unabhängig von der Konfession. Zur Verfügung stehen 55 000 Medien, 150 000 Rollmagazine und 90 Zeitschriften, die ständig aktualisiert werden." Das Angebot werde geschätzt, wünschenswert wäre eine verbesserte Ausstattung, um Zugriffe zu optimieren.

Heike Ennen-Hansing, Leiterin der religionspädagogischen Medienstelle
Seit den 70er Jahren ist der Sitz der religionspädgogischen Medienstelle an der Haareneschstraße. Überwiegend genutzt von Pfarrerinnen und Pfarrern, Mitarbeitenden und Studierenden steht das Angebot auch religionspädagogisch Interessierten zur Verfügung.

Neben der Bibel werden mehr als 10.000 Bücher und Arbeitsmaterialiein, zum Beispiel Schulbücher, Unterrichtsmodelle, Sachbücher, biblische Erläuterungen, 30 pädagogische Fachzeitschriften, Audiofolien, Filme DVDs und vieles mehr ausgeliehen.

Angeboten werden weiterhin 25 Materialboxen mit Anschauungsmaterial zu verschiedenen Themen, wie zum Beispiel Bibel, Jesus oder Afrika.
Dieses Angebot entwickele sich durch Beratung und Gespräche ständig weiter, sagte Heike Ennen-Hansing. Der Schwerpunkt der Medienstelle sei die Beratung. Schulen könnten auf Wunsch Beratung vor Ort absprechen, auch das Verleihen von Filmen, unter Beachtung der Vorführrechte, würde betreut. Neu sei die Mitgliedschaft im Medienportal der ev. und kath. Kirche, dies sei kostenpflichtig.

Info: Die Ausleihe ist gebührenfrei. Die Leihfrist beträgt bei audiovisuellen Medien zwei Wochen, bei Büchern und anderen Arbeitsmaterialien vier Wochen. Die Frist kann auch verlängert werden.  Das Angebot und alle Infos stehen im Internet: www.arp-ol.de.

Margarethe Schöbel, Beauftragte für Büchereiarbeit
41 Büchereien in Kirchengemeinden und neun Krankenhausbüchereien im Kirchenkreis betreut Margarethe Schöbel. Verliehen werden Bücher und Filme an Menschen, unabhängig von der Zugehörigkeit und Konfession. "Die Idee ist sehr alt", sagte Margarethe Schöbel und nannte als Quelle den Theologen Johann Hinrich Wichern (1808-1881), der schnelle Verfügbarkeit von Büchern initiierte. In den Büchereien stehe ein großer Bestand für Kinder bereit.

„Für die Gemeindebüchereien sind Veranstaltungen sind das Wichtigste", mehr als 350 Ehrenamtliche würden über 850 Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene im Jahr anbieten. Dazu gehörten zum Beispiel Lesenächte für Kinder, die Aktion "Lesen in Gottes Welt", Literaturlesungen oder -frühstück.
In den Krankenhausbüchereien werde breitgefächerte, gepflegte Literatur angeboten, die Bücher dürften nicht zu schwer sein. Vielfach ginge es hier auch um seelsorgerische Arbeit. Einzigartig sei die Strandbücherei an der Küste in Schillig. Seit den 70er Jahren können sich die Camper und Sommergäste Bücher ausleihen. 
Bärbel Romey
Source: Kirche-Oldenburg