Hannover (epd). Die Betreuungsvereine der Freien Wohlfahrtsverbände in Niedersachsen schlagen Alarm: Die Vergütung für die rechtliche Betreuung von alten oder kranken Menschen ist seit zehn Jahren nicht mehr angehoben worden. Deshalb machen die 56 Vereine jetzt mit einer Kampagne auf die Unterfinanzierung ihrer Arbeit aufmerksam, sagte Frank Garlich von der Diakonie in Niedersachsen am Donnerstag dem epd.

Auf Plakaten, Flyern, Postkarten und Aufklebern fordern sie eine sofortige Erhöhung der Stundensätze für beruflich geführte rechtliche Betreuungen. Sie ist nötig für Menschen, die aufgrund ihres Alters oder einer Erkrankung ihre Angelegenheiten nicht mehr selbst regeln können. In den niedersächsischen Vereinen betreuen etwa 360 hauptamtliche Mitarbeiter rund 10.000 Menschen pro Jahr. Zusätzlich qualifizieren die Vereine ehrenamtliche Betreuer.
Der 2005 per Bundesgesetz festgelegte Stundensatz von 44 Euro reiche schon seit langem nicht mehr aus, betonte Garlich. Im gleichen Zeitraum hätten sich allein die tariflichen Personalkosten um 15 Prozent erhöht. Notwendig seien mindestens 52 Euro.

Hinzu komme, dass die Zahl der Menschen, die eine rechtliche Betreuung benötigten, ständig ansteige. Gleichzeitig gibt es dem Experten zufolge immer weniger Ehrenamtliche, die diese oftmals anspruchsvolle Aufgabe übernehmen könnten oder wollten. Das betreffe nicht nur Niedersachsen, sondern alle Bundesländer. Seit Jahren machten die Wohlfahrtsverbände auf die Schieflage aufmerksam.

Das Bundesjustizministerium hatte daraufhin beschlossen, zunächst die Qualität in der rechtlichen Betreuung wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Mit dem Ergebnis sei aber erst 2018 zu rechnen, betonte Garlich. «Das kommt für viele Betreuungsvereine wahrscheinlich zu spät.» Einige hätten bereits schließen müssen.
Source: Kirche-Oldenburg