Bremen/Wilhelmshaven (epd). Der fortschreitende Klimawandel bringt nach einem Medienbericht im Wattenmeer die Zusammensetzung der Artengemeinschaft zunehmend durcheinander. Zu diesem Ergebnis kämen Wissenschaftler des Trilateralen Wattenmeer-Sekretariates in Wilhelmshaven, berichtete die in Bremen erscheinende Zeitung «Weser Kurier» (Sonntag). Für ihren aktuellen Status-Report zum Zustand des besonders artenreichen Nordsee-Flachmeeres haben die 100 Autoren demnach alle verfügbaren Studien ausgewertet. Es handele sich um die erste derartige Bestandsaufnahme seit 2009, hieß es.

Dem Bericht zufolge ist die Wassertemperatur an der Marsdiep Station zwischen Den Helder und Texel in den Niederlanden in den 35 Jahren von 1980 und 2015 um durchschnittlich 1,5 Grad Celsius angestiegen. «Diese Erwärmung ist signifikant, zumal sie sich im flachen Wasser der Watten noch deutlich stärker auswirkt als im freien Meer, wo das Tiefenwasser sich langsamer erwärmt», sagte Rüdiger Strempel, der Exekutivsekretär des gemeinsamen Sekretariats der drei Nordsee-Anrainerstaaten Deutschland, Niederlande und Dänemark, dem Blatt.

Vor allem Fische und Vögel reagierten auf das messbar wärmere Nordseewasser und die nahezu frostfreien Winter. Besonders signifikant seien die Rückgänge bei den Plattfischen und beim Kabeljau. Vermutet werde, dass die Fische in die kühleren Regionen der Nordsee abwanderten. Im Unterschied dazu würden der Rote Knurrhahn und der Wolfsbarsch, die bislang vor allem in wärmeren Gefilden wie dem Mittelmeer anzutreffen waren, immer zahlreicher in der Deutschen Bucht.

Auch bei den Vögeln gebe es Verschiebungen. Immer mehr Arten beendeten ihre Reise im Herbst in den Watten und überwinterten dort oder blieben zumindest länger. Dagegen täten sich Brutvogelarten in der Region schwerer. 17 von 29 überwachten Arten seien im Untersuchungszeitraum teils deutlich seltener angetroffen worden als vorher. Mehr und vor allem heftigere Stürme führten in Folge des Klimawandels zu Überflutungen von Stränden und Salzwiesen und zerstören dabei Gelege.

Verstärkt habe sich die Zuwanderung neuer Arten in die Meeresregion. Von 2010 bis 2015 sei es neun Tier- und Pflanzenarten gelungen, sich dauerhaft im Wattenmeer zu etablieren. Insgesamt zählten die Wissenschaftler 90 sogenannte Invasoren.
Source: Kirche-Oldenburg