Hannover (epd). Anlässlich des Gedenktages an den Völkermord an Sinti und Roma an diesem Montag hat der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, eine andauernde Diskriminierung und Untererdrückung beklagt. Angehörige der Volksgruppen seien dem auch heute noch in vielen EU-Staaten ausgesetzt, sagte Rose dem «RedaktionsNetzwerk Deutschland» (Montag). «Sinti und Roma müssten gleichberechtigt in ihren Heimatländern in Ost- und Südosteuropa leben dürfen, mit Zugang zu Arbeit und Bildung.»

 

In einigen Ländern Süd- und Osteuropas herrsche eine Situation, die unwürdig sei, sagte Rose weiter. Er fordert die Bundesregierung zum Eingreifen auf. «Wir dürfen keine Apartheid vor unserer Haustür dulden.»

 

Mit Blick auf die Lebenssituation der Sinti und Roma in Deutschland forderte Rose eine breitere und bewusstere Sensibilisierung der Gesellschaft. Zwar sei in den vergangenen Jahren politisch viel erreicht worden, gesellschaftlich bleibe aber noch vieles zu tun. «Der Antiziganismus ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt, antiziganistische Klischees werden seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben», sagt er. Außerdem gebe es in Deutschland nicht das gleiche Bewusstsein für Antiziganismus wie für Antisemitismus. «Das muss sich ändern.»

 

Noch immer würden Angehörige der Minderheit ihre Zugehörigkeit aus Angst vor Ausgrenzung verheimlichen, dabei stünden kulturelle Identität und Zugehörigkeit zu einer Nation nicht im Gegensatz zueinander. Rose warnte: «Im Kampf gegen Antiziganismus und Antisemitismus geht es nicht um die Rechte von Minderheiten, es geht um die Verteidigung unseres demokratischen Rechtsstaates.»

 

Der Europäische Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma am 2. August wurde vor sechs Jahren vom Europäischen Parlament als offizieller Gedenktag anerkannt und erinnert an den Mord von 4.300 Sinti und Roma im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944.

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Zentralratsvorsitzender beklagt anhaltende Diskriminierung