„Zukunftsplan: Hoffnung“ – So lautet der Titel des diesjährigen Weltgebetstags und er passt in diese aktuelle unsichere Zeit. Doch das wussten die Frauen aus England, Wales und Nordirland im Jahr 2017 noch nicht, als sie die Gottesdienstordnung mit den Gebeten, Liedern und Texten zum Weltgebetstag (WGT) erarbeitet haben. Der Weltgebetstag (WTG) ist die größte weltweite ökumenische Basisbewegung christlicher Frauen. Das Motto lautet: „Informiert beten – betend handeln“. Und auch in diesem Jahr haben wieder Hunderttausende Christinnen und Christen weltweit den Weltgebetstag mit Gottesdiensten und Andachten gefeiert. Viele Gottesdienste fanden auch im Oldenburger Land statt.

Jedes Jahr erstellen Frauen aus einem anderen Land die Gottesdienstordnung. Die Lieder und Texte für dieses Jahr haben Frauen aus England, Wales und Nordirland verfasst. In der Ordnung stellen sie drei Frauen aus den drei Ländern und ihre schwierigen Lebenssituationen vor: Es geht um Armut, Gewalt und Einsamkeit. Kurzfristig ergänzten die Frauen des Gastgeberlandes den Gottesdienst mit Fürbitten zur aktuellen Lage in der Ukraine. 

Die Bewegung macht sich stark für die Rechte von Frauen und Mädchen in Kirche und Gesellschaft. Über Länder- und Konfessionsgrenzen hinweg engagieren sich Frauen für den Weltgebetstag. Im Mittelpunkt stand in diesem Jahr ein Vers aus dem Brief des Propheten Jeremia an die Exilierten in Babylon: Jer 29,11,ff.: „…ich will euch Zukunft und Hoffnung geben“.

Ein wichtiger Teil der weltweiten Gottesdienste ist die Kollekte, mit denen Frauen und Mädchen in schwierigen Lebenssituationen unterstützt werden. In diesem Jahr unterstützt die Kollekte unter anderem das Projekt Link Café in London. Dies ist ein Zufluchtsort und eine Anlaufstelle für Frauen ist, die ihrem gewalttätigen Partner entfliehen wollen. Das Link Café unterstützt Frauen materiell, mit Rechtsberatung und bietet ihnen Schutz.  

Die ökumenischen Weltgebetstags-Gottesdienste im Oldenburger Land waren am vergangenen Freitag sehr gut besucht. Nach Corona-Einschränkungen und durch diese schwierige, aktuelle politische Krise bestand vermehrt das Bedürfnis nach Frieden und Gebeten.

In den Kirchengemeinden waren die Gedanken und Gebete während der WGT-Gottesdienste auch bei den Menschen in dem Krisengebiet und den Flüchtenden aus der Ukraine. Das Licht der Friedenskerze spendete neben der leuchtenden WGT-Kerze und den sieben Hoffnungskerzen Trost und Hoffnung in den Kirchen.  

Stellvertretend für die vielen unterschiedlichen Gottesdienste im Oldenburger Land stellen wir Ihnen hier das Angebot aus vier Kirchengemeinden vor:

Nikolaikirche in Oldenburg
Für das ökumenische WGT-Team der Oldenburger Kirchengemeinden St. Ansgar und Nikolai, St. Willehad und St. Stephanus begrüßte Andrea Barghoorn die zahlreichen Besuchenden in der Nikolaikirche in Oldenburg. Sie kommentierte Fotos aus England und Wales, erzählte von Traditionen und Problemen, Armut und Gewalt. „Gott hat einen Plan für uns“, so Andrea Barghoorn. 

Mit Blick auf den biblischen Jeremia-Text erzählt Barghoorn, dass die Menschen damals auch nicht gewusst hätten, wie es weitergehe. Auch sie seien vertrieben gewesen und in babylonischer Gefangenschaft. So können die Menschen den Gottesdienst auch auf sich beziehen, „ob das die Pandemie ist oder die politische Ungewissheit – mit einer vorher nie erahnten Gefahr von Krieg.“ Barghoorn rief dazu auf, zu beten, „dass wir Hoffnung haben und das Gott einen Plan für uns hat.“

Der Gottesdienst ist bei YouTube zu sehen:   https://www.youtube.com/watch?v=6hdBzv7RVbc  

Stadtkirche Delmenhorst
Etwa 20 Frauen aus fünf Konfessionen feiern seit Jahren gemeinsam den Weltgebetstag in Delmenhorst. In diesem Jahr sei das Team wegen Corona etwas verkleinert, sagte Organisatorin Kirsten Meyer. Aber alle Konfessionen wirkten mit: evangelisch-lutherische und katholische sowie baptistische, methodistische und aramäische Frauen. „Seit vielen Jahren gehören wir zusammen“, beschrieb Meyer den Zusammenhalt. 

„Es ist immer interessant, mehr über andere Länder zu erfahren. In diesem Jahr erschüttert es uns, wie viel Armut es mitten in Europa gibt. Ich glaube, dass England gar nicht so unterschiedlich zu Deutschland ist. Wir hier in Delmenhorst wissen das, sind sensibilisiert durch einen sehr hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund oder sozial schwachen Menschen.“

Die WGT-Bewegung findet sie wunderbar: „Den Gottesdienst rund um den Erdball zu feiern, mit dem Gefühl und Gedanken, wir Frauen solidarisieren uns mit allen auf der Erde – das ist wunderschön.“

Das Delmenhorster Team verteilte im Gottesdienst Streichholzschachteln. Die Aktion Hoffnungslichter passe mit Blick auf die Ukraine in diesem Jahr gut. „Wir sind alle tief bewegt, total fassungslos und entsetzt. „Wir zünden sieben Hoffnungskerzen während der Lesungen an und zusätzlich das Friedenslicht. Diese Symbolik mit den Hoffnungslichtern ist intensiv und kann uns helfen.“ 

Angelehnt an die Idee des WGT-Komitees wurde die Kollekte in Teekannen eingesammelt. Tee und Gebäck wurde von den Besuchenden nach dem Gottesdienst gern angenommen. Kirsten Meyer und das ökumenische Team waren am Abend „sehr zufrieden“. 

St. Cyprian- und Corneliuskirche in Ganderkesee 
„Ein Samenkorn ist voller Möglichkeit und Hoffnung. Nehmt die Samen und sät sie aus. Das ist ein Zeichen für Gottes Hoffnung und Liebe. In den Tagen der Vorbereitung wussten wir noch nicht, dass unser Frieden nie enden würde“, sagte Pastorin Susanne Bruns. 

Zur Begrüßung wurden eine Tüte mit Samen, Liedertexte und eine WGT-Karte an die Besuchenden verteilt. Seit Jahren feiern Frauen der evangelischen Kirchengemeinde mit den Frauen der katholischen Kirche und der aramäischen Gemeinde den Weltgebetstag und weitere kirchlichen Feste. „Wir freuen uns aufeinander“, sind sich Margarita Meyer und Bärbel Wessels sowie Susanne Bruns einig. 

Treffend fanden die Frauen in diesem Jahr das Thema und die Texte angesichts der aktuellen Kriegssituation. „Es passt alles sehr gut, der Zukunftsplan Hoffnung, ist das, was oben drüberstehen muss, als hätten die Frauen aus England diese heutige Situation geahnt“, sagte Margarita Meyer. England sei ein Einwanderungsland, ein Land in Europa mit so vielen Nationalitäten.“ 

„Eine lebendige Ökumene, mit vielen Aktionen, wir zelebrieren das gerne“, die Frauen sind begeistert und loben das Miteinander. Sie hoffen, dass im nächsten Jahr die Vorbereitungen uneingeschränkt wieder möglich sind und damit verbunden auch ein Zusammentreffen für alle Besuchenden nach dem Gottesdienst.  

Heilig-Geist-Kirche Lemwerder 
Der Weltgebetstag wird in Lemwerder schon seit vielen Jahren in sehr freundschaftlicher und ökumenischer Gemeinschaft gefeiert. In diesem Jahr war es ein schöner und stimmungsvoller Gottesdienst in der abgedunkelten Kirche. Vikarin Lisa Bock las zu Beginn den biblischen Text aus Gen.1,1-3 auf Hebräisch. Ein kleiner Chor und die Organistin Karin Hirsch sorgten für die musikalische Begleitung. „Einmalig und schön war, dass sich sechs Frauen kurzfristig zu diesem Chor zusammengefunden hatten“, berichtet Astrid Stührmann. 

Vorbereitet und verteilt war eine Kerze für die Besuchenden, die nach Wunsch während des Gottesdienstes angezündet werden konnte. „So leuchteten nach und nach immer mehr Hoffnungslichter in der Kirche“, beschreibt Stührmann die Stimmung. 

Vorbereitete Mitnahme-Tüten enthielten die Postkarte mit dem WGT-Motiv, einen Teebeutel und einen Keks. Mit der Kerze und einer Streichholzschachtel war das eine schöne Erinnerung an diesen WGT-Gottesdienst. Eindrucksvolle Fotos aus England, Wales und Nordirland wurden gezeigt, eingefügt wurde eine nachdenkliche Auslegung zum Titelbild. 

„Zu den vorgegebenen Fürbitten haben wir eine weitere Fürbitte für den Frieden und die Menschen in der Ukraine eingefügt. Dazu wurde eine 8. Kerze entzündet“, berichtet Stührmann.    

Blick ins Jahr 2023
„Glaube bewegt“ – so lautet der offizielle deutsche Titel für den Weltgebetstags 2023 aus Taiwan. Gefeiert wird er am 3. März 2023. Im Fokus des Gottesdienstes zum WTG 2023 steht der Brief an die Gemeinde in Ephesus (Bibelstelle Eph 1,15-19, Züricher Bibel 2007). Worte wie Glaube und Liebe, Weisheit und Offenbarung tauchen dort auf. Die Frauen aus Taiwan möchten ihre Erfahrungen mit uns teilen und Gottes wunderbare Taten durch ihre Geschichten bezeugen. 

Ein Beitrag von Bärbel Romey.

Weitere Informationen finden Sie unter: https://weltgebetstag.de/aktuelles/news/glaube-bewegt 
 

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Zukunftsplan: Hoffnung – Weltgebetstag 2022