Braunschweig (epd). Angesichts sinkender Mitgliederzahlen und rückläufiger Finanzen will die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig im Rahmen ihres sogenannten Zukunftsprozesses neue Wege erproben. «Wir wollen verbessern, wo es nötig ist und erneuern, wo es möglich ist, sagte der kirchliche Finanzchef Jörg Mayer am Samstag vor der Landessynode in Braunschweig. Er sprach von einem »Aufbruch«, der mit bis zu 3,7 Millionen Euro gefördert werden soll.

 

Unter anderem können in besonders vom Personalmangel betroffenen Regionen befristete Stellen für Gebäude- oder sogenannte Regio-Manager geschaffen werden, sagte Mayer. In weiteren Projekten will die Kirche beispielsweise alternative Nutzungen von Gebäuden oder neue Formen von spirituellen Angeboten unterstützen. »Hier ist allen Ideen Platz geschaffen.«

 

Außerdem will die Landeskirche multiprofessionelle Teams mit Mitgliedern unterschiedlicher Berufsgruppen schaffen, etwa als Antwort auf schwer zu besetzende Pfarrstellen, wie Oberlandeskirchenrätin Ulrike Brand-Seiß sagte. Die beschlossenen Maßnahmen sollen nach zwei Jahren überprüft werden. Im Mittelpunkt des im November 2020 gestarteten Zukunftsprozesses stehen zudem die Themen geistliches Leben und Theologie, Seelsorge in Kirche und Diakonie und das Ehrenamt.

 

Landesbischof Christoph Meyns sagte, angesichts großer Abbrüche sei die Kirche gezwungen, sich von gewachsenen, liebgewordenen Formen des kirchlichen Lebens schmerzlich zu verabschieden. Dies dürfe jedoch nicht in eine »Selbstabschließung« hineinführen. »Inmitten aller Veränderungen bleiben wir offene und öffentliche Kirche.«

 

Der Entscheidung für diese sogenannten Erprobungsräume war eine intensive Debatte in der Landessynode vorausgegangen. Der Synodale Ulf Quittkat betonte, keiner wolle die Pfarrstellen abschaffen, theologischer Nachwuchs würde nach wie vor dringend gebraucht. »Wir versuchen, Lücken zu füllen, die wir nicht so schnell mit Theologiestudenten und Pfarrern füllen können.”

 

Die Synodale und Prädikantin Uta Bartels warb dafür, angesichts des Personalmangels auch Laienprediger bei Amtshandlungen verstärkt zu beteiligen, um Pfarrer zu entlasten. Oft würden Menschen keinen Pfarrer für eine Beerdigung finden und beauftragten dann freie Trauerredner.

 

Die Landeskirche rechnet zwischen 2019 und 2030 mit einem Rückgang der Mitglieder und einem Absinken der Kirchensteuern um jeweils 25 Prozent. Bis 2060 soll beides um weitere 30 Prozentpunkte zurückgehen. Die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig zählt rund 302.000 Mitglieder in 300 Gemeinden. Ihr Gebiet erstreckt sich von Wolfsburg bis an den Südrand des Harzes.

Kirche-Oldenburg
Zukunftsprozess: Landeskirche investiert 3,7 Millionen Euro