Hannover/Bückeburg (epd). Niedersächsische Bischöfe und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, haben den verstorbenen Kardinal Karl Lehmann für seinen Einsatz für die Ökumene gewürdigt. Für die evangelische Kirche sei der langjährige Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und Mainzer Bischof ein ganz wichtiger Ansprechpartner gewesen, erklärte Bedford-Strohm: "Wir werden ihn alle sehr vermissen." Kardinal Lehmann starb am Sonntag im Alter von 81 Jahren in Mainz.

Lehmann habe sich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) auf vielfältige Weise für die Verständigung und Annäherung der beiden Kirchen eingesetzt, unterstrich der EKD-Ratsvorsitzende in einem Kondolenzbrief an den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. "Durch seine herausragende theologische Kompetenz, gepaart mit einem weiten Herzen, hat er die Ökumene entscheidend vorangebracht", betonte Bedford-Strohm. Nicht zuletzt im Jahr des 500. Gedenkens an die Reformation habe sich Lehmann um das katholisch-evangelische Miteinander verdient gemacht.

Der evangelische Ökumene-Bischof Karl-Hinrich Manzke aus Bückeburg bezeichnete Lehmann als einen "großartigen Theologen und Menschenfreund". Er sei ein geachteter Lehrer der Theologie und treuer ökumenischer Weggefährte gewesen, sagte der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirchen Deutschlands (VELKD) mit Sitz in Hannover. Lehmann war Mitglied und langjähriger Vorsitzender des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen.

Der Kardinal sei "wach im Geist, mutig in Schrift und Rede sowie zugewandt in der persönlichen Begegnung" gewesen, sagte Manzke, der Bischof der Landeskirche Schaumburg-Lippe ist: "Sein Wirken und sein Leben sind mir und vielen in der evangelischen Kirche Verpflichtung, den Weg in der Ökumene weiterzugehen."

Der Hildesheimer katholische Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger sagte, Lehmann sei ein "Botschafter der Menschlichkeit" gewesen, der in Politik und Gesellschaft hoch geschätzt worden sei. Er habe die Gabe gehabt, unterschiedliche Menschen und widerstreitende Interessen zusammenzubringen. "Dass wir in den vergangenen Jahren in der Ökumene so weit vorangekommen sind, haben wir auch seinem unermüdlichen Einsatz zu verdanken", sagte Schwerdtfeger, der dem Bistum Hildesheim bis zur Ernennung eines neuen Bischofs als Diözesanadministrator vorsteht.

Er sei dem Verstorbenen auch persönlich eng und freundschaftlich verbunden gewesen, betonte der Weihbischof. Er sei sein theologischer Lehrer und Doktorvater gewesen und habe die Predigt zu seiner Bischofsweihe gehalten. "Es schmerzt mich sehr, dass er von uns gegangen ist."
  
Source: Kirche-Oldenburg