Im Jahr des Reformationsjubiläums stehen auch in der Oldenburgischen Kirche etliche Reformen an. Das war Thema bei der Synode im Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven. In der Christus- und Garnisonkirchengemeinde diskutierten 52 Synodale (von insgesamt 61) aus 31 Kirchengemeinden und zehn Werken, die rund 86.000 Gläubige vertraten. Die Präsidentin der Landessynode, Sabine Blütchen und Jost Richter aus der Steuerungsgruppe der Landessynode, stellten im Zusammenhang mit „Oldenburger Ortsbestimmung 2.0“ Reformideen vor.

Der Unmut über umständliche Verwaltungsstrukturen schwelt im Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven schon länger. „Viele Entscheidungswege sind sehr lang – das kostet Zeit und Kraft“, sagte der Vorsitzende der Kreissynode, Kreispfarrer Christian Scheuer. So war man umso erfreuter, dass es voran geht. Seit Mai 2016 berät bekanntlich eine Steuerungsgruppe in der Landessynode über Möglichkeiten, Aufgaben und Verantwortungen den Ebenen eindeutiger zuzuordnen und Entscheidungswege zu vereinfachen. Dabei wurden die Handlungsfelder Kindergartenarbeit, pfarramtliche Versorgung, Kinder- und Jugendarbeit, Kirchenmusik und Diakonie näher beleuchtet. Für den Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven sei die Pfarrerversorgung das wichtigste Thema berichtete Pfarrer Scheuer, in einem Pressegespräch am Rande der Synode.

Der Pfarrermangel mache allen Kirchenkreisen zu schaffen, erklärte Blütchen. Von insgesamt 280 Pfarrern auf 238 Stellen in der Oldenburgischen Kirche würden in den kommenden zehn Jahren allein aus Altersgründen 80 Geistliche aus dem Dienst ausscheiden. In der gleichen Zeit würden aber nur 20 bis 30 junge Pfarrer nachwachsen. Schon bisher habe es in den Kirchengemeinden und im Kirchenkreis viele Anstrengungen gegeben, Pfarrstellenzuschnitte möglichst attraktiv zu gestalten, um bessere Aussichten auf eine Besetzung zu haben, berichtete der stellvertretende Vorsitzende der Kreissynode Karl-Heinz Peters. Bisher habe man nach diesen Vorbereitungen aber die Dinge aus der Hand geben müssen – „Das war sehr unbefriedigend“, erklärte er. Das könnte zukünftig anders werden, der Vorschlag der Steuerungsgruppe sieht vor, den Kirchenkreisen Pfarrerkontingente zuzuweisen, die sie dann selbstständig zuteilen könnten. „Das fordert aber auch von den Entscheidungsgremien im Kirchenkreis, die mit hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kräften besetzt sind, eine hohe Verantwortung“, betonte Scheuer. Zugleich würde aber auch ganz neuen Denkmodellen der Weg geebnet, erklärte Richter.

„Mit der Ortsbestimmung 2.0 lassen wir uns auch auf ein ganz neues Beteiligungsmodell ein“, sagte Blütchen. Nachdem die „Ideenskizzen“ bei der Kreissynode vorgestellt wurden, sollen sie nun in den Kirchengemeinden beraten werden, eine Rückmeldung erwartet die Synodenpräsidentin bis Ende März. „Diese Rückmeldungen sind uns sehr wichtig. So wissen wir dann, ob wir die Ansätze ganz neu denken müsen, oder ob wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte die Synodenpräsidentin. Für die Herbstsynode im November sollen bereits Beschussvorschläge erarbeitet werden. In diesem Prozess drängt die Zeit, denn bereits im März 2018 werden neue Gemeindekirchenräte gewählt.
Annette Kellin
Source: Kirche-Oldenburg