Die geplante Verdoppelung der Ausgaben für das Militär in Deutschland bis 2025 kritisieren mehrere kirchliche Friedensorganisationen. Pax Christi und die Evangelische Friedensarbeit veröffentlichten anlässlich des Antikriegstages am 1. September eine gemeinsame Erklärung mit dem Titel „Mehr für’s Militär? Nicht mit uns!“.
Darin appellieren der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands, Renke Brahms an die Bundesregierung, und der katholische Pax-Christi-Bischof Heinz Josef Algermissen. Sie fordern ein Umdenken bezüglich der neuen Pläne für das Militär und lehnen außerdem die NATO-Vereinbarung ab, die besagt, dass Mitgliedsstaaten mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes für militärische Zwecke verwenden müssen.
Hier folgt der Aufruf im Wortlaut:
Gemeinsame Erklärung des pax christi-Präsidenten Bischof em. Heinz Josef Algermissen und des Friedensbeauftragten des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands Renke Brahms
Kluge zivile Friedenspolitik und effektive Abrüstungsverträge können der Zukunft ein menschliches Gesicht geben. Dafür engagieren wir uns ökumenisch in der Friedensbewegung.
Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland stellt die Friedensverantwortung des deutschen Staates in den Rahmen einer internationalen Ordnung des Friedens und des Rechts. Eine internationale Rechts- und Friedensordnung bietet die beste Gewähr, dem Wohl der einzelnen Menschen, der Völker und der gesamten Menschheit zu dienen. Alles politische Handeln gewinnt seine Orientierung daran, dem Frieden und dem Recht zu dienen. Auch die Globalisierung macht die gegenseitige Verbundenheit und Abhängigkeit aller Menschen und Länder der Erde immer erkennbarer und bringt verstärkt ins Bewusstsein, dass die Sorge für Gerechtigkeit und Frieden eine übernationale weltweite Aufgabe ist. Die Friedensförderung stellt deutsche Interessen in Zusammenhang mit den Interessen anderer Länder. Sie können durch konsequentes Streben nach gerechtem Ausgleich verwirklicht werden.
Überall auf der Welt setzen sich Menschen mutig und kreativ dafür ein, die Ursachen von Krieg und Flucht, Armut und Hunger zu überwinden. Als christliche Friedensbewegungen fühlen wir uns diesen Menschen und der UN-Agenda 2030 verpflichtet. Die Mitglieder der Vereinten Nationen haben sich mit der Agenda 2030 auf politische Zielsetzungen verständigt, die der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung in ökonomischer und sozialer, politischer sowie ökologischer Hinsicht dienen. Die Überwindung von Hunger und Armut, die Bereitstellung von Bildung, Infrastruktur und Gesundheitsfürsorge gehören genauso dazu wie Rechtsstaatlichkeit und Frieden.
Wir setzen uns dafür ein, dass Deutschland diese Ziele verfolgt und seinen Wohlstand dafür nutzt, den Weltfrieden durch Stärkung und Verbreitung ziviler Konfliktbearbeitung, Diplomatie und Verhandlungslösungen zu fördern. Dabei geht es immer auch um den Einsatz von finanziellen Mitteln. Um den aktuellen Herausforderungen der Klimakatastrophe, der Hungersnöte, der Gewalt und Kriege und der auf diesen Hintergründen entstandenen großen Migrationsbewegung effektive Strategien entgegen zu setzen, bedarf es umfassender Ausstattung bspw. des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen oder Maßnahmen zur Überwindung von Armut und Hunger sowie gewaltfreier Instrumente der Konfliktbearbeitung, insbesondere des Zivilen Friedensdienstes.
In diesem Sinne sind öffentliche Gelder Ausdruck eines solidarischen Ausgleichs zwischen einem reichen Land wie Deutschland und armen Ländern des globalen Südens. In dieser Weise eingesetzte Ressourcen stiften Zusammenhalt und fördern die gegenseitige Anerkennung und die Entwicklung globaler Solidarität, welche ein wesentliches Element einer internationalen Friedens- und Rechtsordnung sein muss. Eine solche Solidarität entspricht der Berufung des Evangeliums, dass alle Menschen als Schwestern und Brüder miteinander leben sollen.
Der gegenwärtige politische Druck, die Ausgaben für das Militär massiv zu erhöhen und die dafür eingesetzten Gelder in Deutschland von heute aus gesehen bis ins Jahr 2025 zu verdoppeln, widerspricht allerdings diesen moralischen Verpflichtungen und politischen Einsichten. Die Vereinbarung der NATO, wonach Mitgliedsstaaten zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für ihre Militärhaushalte einsetzen sollen, lehnen wir ab, weil sie den notwendigen Bestrebungen nach Deeskalation, Abrüstung und Stopp des internationalen Waffenhandels zuwider läuft.
Bitte unterstützen Sie durch Ihre Unterschrift den Appell „Mehr für´s Militär? Nicht mit uns!“ und fordern mit uns die deutsche Bundesregierung auf:
• Stärken Sie Wege gemeinsamer Sicherheit und internationaler Zusammenarbeit
• Setzen Sie auf Abrüstung und Rüstungskontrolle
• Stoppen Sie das Zweiprozentziel der NATO
pax christi-Präsident Bischof em. Heinz Josef Algermissen und Friedensbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche Deutschland Renke Brahms
Source: Kirche-Oldenburg