Osnabrück (epd). Das katholische Bistum Osnabrück hat im Rahmen der Missbrauchsstudie zwischen 1945 und 2015 nach eigenen Angaben 68 Opfer von Missbrauch durch Geistliche ermittelt. Bei der Durchsicht der Personalakten seien zudem 35 Beschuldigte festgestellt worden, heißt es in einem Brief des Generalvikars Theo Paul an die Mitarbeiter des Bistums, der mit Internet über das Mitarbeiterportal www.bistum.net zugänglich ist. Die Fälle seien durch Akteneinsicht identifiziert worden oder weil Betroffene sich gemeldet hätten.

Durch Berichte des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» und der Wochenzeitung «Die Zeit» waren in der vergangenen Woche bereits Teilergebnisse der bundesweiten Studie bekanntgeworden, die die Deutsche Bischofskonferenz vor vier Jahren in Auftrag gegeben hatte. Zwischen 1946 und 2014 sollen sich demnach 1.670 Kleriker an Minderjährigen vergangen haben. Mutmaßliche Opfer sexueller Übergriffe waren 3.677 Kinder und Jugendliche überwiegend männlichen Geschlechts. Die Studie soll am 25. September auf der Herbst-Vollversammlung der katholischen Bischöfe in Fulda vorgestellt werden.

Mehrere katholische Bischöfe hatten sich erschüttert gezeigt und Konsequenzen gefordert. Generalvikar Theo Paul erinnerte in seinem Brief daran, dass der derzeit erkrankte Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode schon 2010 die Fälle von Missbrauch in der katholischen Kirche mit den Worten quittiert habe, er sei «erschüttert und beschämt». Bode hatte damals als einziger der deutschen Bischöfe in einem Bußgottesdienst um Vergebung gebeten.

Paul betonte, ihm selbst lägen detailliertere Zahlen noch nicht vor. Doch schon jetzt müsse er beschämt feststellen, «in welch furchtbarem Ausmaß sich Geistliche unserer Kirche dieses Verbrechens schuldig gemacht haben». Ihm sei bewusst, dass alle Mitarbeitenden in Gesprächen vor Fragen gestellt würden. «In diesen Tagen ringen auch wir Verantwortliche um angemessene Antworten.

Die systemische Aufarbeitung des Missbrauchs der Kirche stehe erst am Anfang, schrieb Paul. »Ein besonders Augenmerk gilt dabei der Aufdeckung von Machtstrukturen, die Missbrauch begünstigen."

Internet: www.bistum.net

Source: Kirche-Oldenburg