Oldenburg (epd). Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg rechnet damit, bis zum Jahr 2060 die Hälfte ihrer derzeit knapp 411.600 Mitglieder und die Hälfte ihrer Finanzkraft zu verlieren.
Diese Prognose sei das Ergebnis einer von den evangelischen und katholischen Kirchen in Auftrag gegebenen Studie, die am Donnerstag veröffentlicht wurde, sagte Oberkirchenrätin Susanne Teichmanis dem
epd: «Das Ergebnis ist nicht überraschend. Aber es ist ein Weckruf und zeigt uns wichtige Stellschrauben, an denen wir etwas verändern können.»

Etwa 50 Prozent der zu erwartenden Verluste seien dem demografischen Wandel geschuldet, sagte Teichmanis. «Daran können wir nichts ändern.» Die Studie zeige aber auch, dass im Alter zwischen 25 und 31 Jahren die meisten Menschen die Kirche verließen. In diesen Zeitraum fielen 28 Prozent aller Austritte. Insgesamt verliere die Kirche jährlich mehr als ein Prozent ihrer Mitglieder. «Da gibt es ein großes Potenzial, den Trend abzuschwächen.»

Chancen sieht Teichmanis beispielsweise bei den Taufen. Etwa 82 Prozent aller Taufen erfolgten bis zum 13. Lebensjahr. Während der Konfirmandenzeit kämen nochmals zwölf Prozent hinzu. Gelinge es, mehr junge Menschen zu taufen, könnten die Rückgänge abgefedert werden.

Eng verknüpft mit den Mitgliederzahlen sei die Finanzkraft der Kirche, erläuterte Teichmanis. Zwar sei das Kirchensteueraufkommen in der oldenburgischen Kirche seit 2000 um 28 Prozent gestiegen. Doch sei die Kaufkraft der Einnahmen im selben Zeitraum um zwei Prozent gesunken. Um ihre derzeitigen Aufgaben auch weiterhin wahrnehmen zu können, müsste die Kirche 2060 rund 146 Millionen Euro an Kirchensteuern einnehmen. Doch dies sei unrealistisch. Der Prognose zufolge hat die Kirche 2060 nur noch die Hälfte der Finanzkraft des Jahres 2017.

«Einen Teil unserer Hausaufgaben haben wir bereits gemacht», sagte Teichmanis. Die oldenburgische Kirche habe einen Maßnahmenkatalog beschlossen, der die kirchlichen Finanzen bis 2030 um 131 Millionen Euro entlasten soll. Dies decke sich mit der Prognose der EKD. Die Synode habe auch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gestärkt.
Alle 40 Diakonenstellen sollen künftig ausschließlich für die Jugendarbeit genutzt werden.

Einen möglichen Zusammenschluss mit anderen Landeskirchen halte sie derzeit nicht für sinnvoll, sagte Teichmanis. «Der Maßnahmenkatalog soll die Eigenständigkeit der oldenburgischen Kirche sichern. Außerdem bringt Größe allein noch keine relevante Kostenersparnis.» Sinnvoll sei dagegen der Ausbau von Kooperationen mit den Nachbarkirchen, wie etwa bei der bereits praktizierten gemeinsamen Ausbildung des theologischen Nachwuchses.

Source: Kirche-Oldenburg